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Sleater-Kinney

»The Woods«

Sub Pop

Bisher unterschieden sich die Alben des Trios aus Portland/Oregon musikalisch eher in Nuancen, und auch wenn der Vorgänger »One Beat« mit einigen überraschenden Wendungen aufwarteten konnte, war wohl kaum jemand auf das, was mit »The Woods« nun vorliegt, vorbereitet. Nie zuvor traten auf einer Sleater-Kinney-Platte die einzelnen Musikerinnen dermaßen in den Vordergrund – ohne dass dabei das dichte Bandgefüge wirklich jemals aufgebrochen würde. Die für Sleater-Kinney so typischen minimalistischen Punk-Songs sucht man hier eher vergebens; das bisher scheinbar reibungslose Zusammenspiel von Brownstein und Tucker wird stellenweise zu einem koketten, nur von Weiss‘ meisterlichem Schlagzeugspiel im Zaum gehaltenen Zweikampf, der der Dynamik und dem Aufbau der einzelnen Stücke und des ganzen Albums eindeutig zum Vorteil gereicht. Doch trotz der großartig ruppigen Produktion durch Dave Fridmann und Nummern wie der bitteren Selbstmörderinnen-Ballade »Jumpers«, dem dysfunktionalen Lagerfeuerliedchen »Modern Girl« oder der renitenten Single »Entertain«, die mit zum Besten gehören, das die Band je aufgenommen hat, kann Album Nummer sieben mit »One Beat« nicht ganz mithalten. Die offenbar vollendete Wandlung Corin Tuckers zur Rockröhre und die deutlichen Anleihen bei hartem, psychedelisiertem Blues-Rock (state of the art 1969) in einem wie auch immer gearteten (Post-)Punk-Kontext wirken dann doch zu befremdlich. Vor allem das 11-Minuten-Improvisationsmonster »Let’s Call It Love«, das Led Zeppelin und den seligen Hendrix heraufzubeschwören scheint, ist ein nur schwer zu schluckender Brocken.

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