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Marina Rosenfeld

The Sheer Frost Orchestra - Drop, Hop, Drone, Scratch, Slide & A for anything

Charhizma

Christof Kurzmann präsentiert uns auf seinem Label ein Zwischenergebnis des mehr als Musiker- und Akteurinnenpool denn als fixes Kollektiv konzipierten Sheer Frost Orchestras. Marina Rosenfeld, die mit »TheForestTheGardenTheSea« bereits auf eine Veröffentlichung auf charhizma zurückblicken kann, arbeitet seit 1993 an der Idee dieser Nicht-BigBand. Den gehenden und kommenden Teilnehmerinnen – for women only – wird ein Morph von Nicht-Musikern zu Musikern mit ungewöhnlichen Anweisungen zur Gitarrenhandhabung ermöglicht. Dies äußert sich etwa in groben Unterteilungen der Zeitachse mit zugeordneten Handgriffen. Schnittstelle Frau-Gitarre bilden Nagellackfläschchen, die zum kalten (frosty) Bedienen der soundästhetisch stark vorbelasteten E-Gitarren herhalten müssen. Somit wird auch ein klares Statement zu den High-Speed-Skalentrips der (zumeist) männlichen Kollegen abgegeben. So entwickeln die vor ihren liegenden Gitarren hockenden Damen eine eigene Virtuosität, angetrieben nicht nur durch die Kommunikationskanäle innerhalb der Realtime-Gruppe, sondern in der ersten Sheer Frost Orchestra-Version mit Laptops auch durch das Einschleifen und Verfremden eben klanglich festgehaltener Nagellackflaschen-Gitarren-Reibereien. Das nicht unspektakulär anmutende Happening ging im April letzten Jahres im »Whitney Museum of American Art at Philip Morris« in New York über die breite Bühne. Musikalisch interessant sind vor allem jene Passagen, in denen der gewaltige Wulst an emotional kaum beladenen Schab- und Kratzgeräuschen in sich zusammenbricht und Platz für neue clusterartige Schichtungen macht. Trotz der 17 aktiven Händepaare bleibt das komplette Stück transparent und einigermaßen nachvollziehbar. (Wahrscheinlich) im Sinne Marina Rosenfelds möchte ich einige bekanntere Namen im Line Up nicht gesondert hervorheben, da es meiner Ansicht nach ohnehin zu einer verblüffenden Angleichung der Beteiligten gekommen ist. Große Sache also in jedem Sinn.

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Text
Wolfgang Fuchs

Veröffentlichung
06.07.2002

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