Placeholder_Rezensionen
Kevin Drumm

»Sheer Hellish Misma«

Editions Mego/Soul Seduction

Track 1: (13:01) Mit einem ausführlichen, sympathischen Brummen eröffnet Kevin Drumm sein Machwerk. Er winkt uns zu: »Hallo! Hier kommt der Re-Release meines 2002er-Albums!« Er lässt sich Zeit. Der Prolog: Ein großes An- und Abschwellen. 2. (3:32) Dann: Scharfer Kontrast. Hartes digital signal processing in Baritonlage hypnotisiert uns. 3. (19:57) Wir befinden uns im Maschinenraum einer Boeing 767 im Landeanflug auf Tokio. Es ist dunkel draußen, aber davon merkt man hier nichts, weil das Licht abgedreht ist. Ein stetig an- und abschwellendes Pfeifen verrät, dass wir die Lage im Raum ändern. Nach links: hohes Pfeifen, nach rechts: cirka eine Quint tiefer. Plötzlich stockt das ohrenbetäubende Dröhnen. Ein Luftloch? Vielleicht. Und es setzt auch gleich wieder genauso monoton ein. In diesem Moment werden wir dessen gewahr, dass Flugzeuge gar keinen Maschinenraum haben, doch wir schlummern langsam zum Fade-Out hinfort. 4. (24:36) Etwas aus Glas zerschellt. Und wir werden durch die Verjüngung einer Pipette gedrückt, zusammen mit bläulicher Flüssigkeit, und landen in einem riesigen Reagenzglas. Kalt hier. Aber schon kommt ein Tauchsieder, der mal stärkeres, mal schwächeres bedrohliches Blubbern an der Oberfläche erzeugt und uns grün färbt. Wir wollen hinaus und klammern uns unwissentlich an einer Anode und einer Kathode fest, die im selben Moment unter Strom gesetzt werden. Unser Körper verformt sich, wird flüssig, nur um sogleich mit der Spitze eines Lötkolbens auf eine Soundkarte getropft zu werden. 5. (5:19) Wer regelmäßig in die Kirche geht, kennt diese Stimmung. Selbst Atmen ist noch zu laut, weil alles registriert und in tausendfachen Brechungen zurückgeworfen wird. Alles ist bedeutsam. Und plötzlich fällt uns Masami Akita von Merzbow ein: »If by noise you mean unpleasent sound, then pop music is noise to me.« Kevin Drumms »Sheer Hellish Miasma«: eine großartige Scheibe Noise.

favicon
Nach oben scrollen