Jedem sein Fest der Liebe. Auch der Bettsitz-Wutzel mit soziopathischer Familienstörung, der mit dem Plattenwandschrank voll einsamster Menschen, er hat ein Recht auf Weihnachten. Ein Christfest ohne Straßendreck, ohne Affekttötungen, Stadtbrände, Einkaufskoller, Mitsingzwang bei vorgehaltenen Waffen. Und es ist wahr, Weihnachten ist das Fest, das sogar die Unempfindlichsten in defätistischer Religionsverachtung am Rührseligkeitsnerv packt. Ich habe Black Metaller weinen sehen, weil sei keine Adventskerze mehr entzünden durften. Und jetzt ist es da: Der Kunstschneefall im toxischen Glanz. Der zarte Kerzenschein kilometerlang elektrisierter Shopping Malls. Und was hilft da, auch wenn man immer zu König Herodes gehalten hat und mit Föten im Weihnachtskuchen spekulierte? »Seasonal Greetings«, der alljährlich verwendbare Cocooning-Leitfaden zur Privatmette. Dreizehn subkulturelle Klanggemeinschaften wursteln sich den Weißbart um und hüllen das rundum abgeriegelte Eigenheim in zauberhaften Glanz. Neben Bekanntheiten wie Saint Etienne und Badly Drawn Boy, heizen da vor allem Low, Hermann & Kleine im Flockenorchester, matsch stapfende Mum, der vollakustisch »Last Christmas« flaumende Erlend Oye ein. Gesundheit. Liebe. Amen.

Various Artists
Seasonal Greetings
Mobilé Records
