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Michael Nyman meets Indian Masters

Sangam

Warner Classics

Bolly-Traditional meets Brit-Avant-Academia. Am Papier liest es sich ja wie kulturelles Zwangsjackenprogramm. Ein Treffen der Völker, der Klanggeschichte in vollakustischer Ensemble-Umarmung. Hält man sich vor Augen, dass Steve Reich schon am südostasiatischen Gamelanklängen abgeschaut hat und jeder Minimalist nach La Monte Young den Schwanz seines Swamis lutschte, knallen einem die Repetitionsstreicher von Michael »Bin auf Barock hängen geblieben. Tougher Stoff!« Nyman kaum als originell an die Stirn. Die Platte jedoch ist Sternstunde. Den Hauptgrund dafür nennt Nyman selber, die indischen »Soul Brothers« Rayan und Sajan Misra, in Benares entdeckte Meister der Khayal-Kolloraturen, die er berechtigt in eine Reihe mit Otis Redding und Youssou N???Dour stellt. Statt die Vokale flach zu plätten wie schon oft seit seinem Greenaway-Split, ergänzt Nyman die Chants, Seufzer, Ohms auf perfekteste Weise mit 16-köpfiger Band. Die halten sich bewusst zurück, kontrastieren nur selten mit den Nyman-gewohnten Loopverschiebungen. Stattdessen treten sie in einen spannenden Wechseldialog, in dem Viola und Trompete teilweise als Chorus die Stimmen imitieren, setzen ihn in einen epischen Breitwandrahmen, den man so eher von einem Morricone erwartet hätte. Kolossale, nicht koloniale erste Klasse.

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