Headerimage Placeholder

Rockabilly aus Schweden

Man mag es fast kaum glauben, aber aus Schweden kommt nicht immer Progressive-Metal mit Musikern, deren Haarpracht länger ist als die ihrer Frauen. Mit dem Label Heptown wird uns hier ein komplett neues Terrain aus dem kalten Norden erschlossen, denn dort ist der Rockabilly eingekehrt und das gleich im triple pack.

Auch wenn die Heptown-Kombos ähnliche Wege einschlagen, könnte der feine Unterschied kaum größer sein: THE BUCKSHOTS jagen gleich zu Beginn mit »My Baby Drives Me Crazy« in einer swingenden Flut durch das Eis und heizen kräftig den Tanzboden ein. Spätestens nach dem zweiten Song »A Fine Tuned Love Machine« fängt der Boden Feuer. Gekonnt bedient sich die Band an allem, was ein stimmiges und groovendes Rockabilly-Album ausmacht. Vom klassischen treibenden Kontrabass bis hin zu Piano- und Trompetenpassagen ist auf dem Album »3 Jacks High« wahrlich nichts zu vermissen. Besonders der Song »Honey Bee« ist ein wahrer Ohrwurm und so zieht sich ein kontinuierlicher Qualitätsfaden durch dieses Werk der drei Schweden aus Göteborg. Schon 2006 feierte die Band mit ihrem Album »Too Hot 2 Handle« respektable Erfolge und knüpft nun zwei Jahre später mit »3 Jacks High« an diesen Erfolg an. Psychobilly vermischt mit Surf, Swing und Rock’n’Roll der 1950er Jahre bilden die Zutaten dieses höllischen Cocktails.

Nosey Joe schlägt hierbei schon hörbar andere Klangwelten an als seine Psychobilly-Kontrahenten. Swing höchster Güte, mit einer markanten, rauen Stimme, die besonders im Opener »Sapphire« zur Geltung kommt und stark an den Blues schwarzer Musiker der 1950er Jahre erinnert. Spätestens bei »Leave Your Blues« merkt man, dass sich die neunköpfige Swing-Band auch im Blues wie zu Hause fühlt und dass Sänger Ubbe Rydesblätt stimmlich eine wahre Kompetenz darstellt. Neben raueren Tönen birgt seine Stimme in den ruhigeren Stücken ein fast schon gegensätzliches, geschmeidiges und gefühlvoll sanftes Ausdrucksvolumen, was einen regelrechten Kontrast aufwirft (im positivem Sinne). Solcherart vollzieht sich der Wechsel zwischen Swing, Blues und einem leichten Touch Rock’n’Roll sehr stimmig. NOSEY JOE & THE KOOL KINGS klingen auf »Tunes From The Bighouse« schon um einiges authentischer und professioneller als The Buckshots. Die Band versteht es einen Tick mehr, das Gefühl der 1950er in all seinen Facetten einzufangen.

Die ASTROLITES bezeichnen ihren Stil selbst als Hi-Speed-Rockabilly und das kann man eigentlich so stehen lassen. Das dreizehn Tracks von »Hard Luck« sind fast ausschließlich durch schnellere Rhythmen geprägt, wobei ein oder zwei Ausnahmen (»She’s A Knockout« oder »Justine«) Midtempo-Stücke sind. Aber gerade diese Abweichungen bringen einen gesunden Ausgleich in den doch recht speedigen Sound des Schweden-Trios. An sich lassen sich die Astrolites recht gut mit den Buckshots vergleichen. Auch wenn hier mehr auf Surf Rock’n’Roll gesetzt wird, sind Parallelen unweigerlich vorhanden. Nicht nur im musikalischen Sinne finden sich diese Gleichungen wieder, denn in beiden Gruppen spielt Uno Eiving, seines Zeichens Bassist.

Man muss schon irgendwie einen Hang zum Sound der 1950er bzw. 1960er Jahre haben, aber wem Psychobilly, Surf, Swing oder Rock’n’Roll einfahren, der wird mit den Heptown-Acts sein Vergnügen finden.

www.heptownrecords.com

favicon

Home / Musik / Review Collection

Text
Philipp Aba

Veröffentlichung
19.12.2008

Schlagwörter

Ähnliche Beiträge

Nach oben scrollen