Nach den ersten paar Stücken dieser CD fühle ich mich gleich wie in einer Zeitmaschine um mindestens zwanzig Jahre zurückgeschleudert. Und das sicher nicht im Sinne einer wohligen Verjüngung von Geist und Körper. Die Zeitspanne trifft sich vermutlich nicht zufällig ungefähr mit der Zeit des Berliner Mauerfalls, das junge Trio 206 kommt nämlich aus Halle an der Saale und ist inzwischen in Leipzig ansässig. Ich hab keine Ahnung ob die im Netz grassierende Begeisterung ob der Veröffentlichung von »Republik der Heiserkeit« (RDH) irgendwie mit Korruption zusammenhängt, für mich ist sie jedenfalls nicht nachvollziehbar: Alles schon tausendfach da gewesen, viel zu oft gehört und deshalb ungefähr so spannend wie eine Waschmittelwerbung. Dabei ist es gar nicht der Sound (produziert von Tobias Levin) der mich so abstößt, der ist durchaus knackig auf den Punkt gebracht, sondern der Gesang! Dieses gepresste, überambitionierte, scheinbar »authentische« Hinausbrüllen des Unbehagens berührt mich schon so unangenehm, dass ich mich mit den Texten gar nicht mehr beschäftigen will. Da wurde anscheinend mit viel Verzögerung jede Menge Grunge, Punk und Postpunk gehört, was jetzt gar nicht unbedingt ein Fehler sein muss. Aber die verzweifelten Schreie von Sänger Timm Völker hätten mich bestenfalls Anfang der 1990er-Jahre noch berührt. Immerhin fassen die Jungs sich kurz, und der altbackene Zauber in vierzehn Akten ist nach dreißig Minuten vorbei. Was den verdienstvollen Alfred Hilsberg von ZickZack da geritten haben mag, diese Truppe als das große neue Ding in Sachen Deutschrock anzupreisen? Dabei wird RDH mit Sicherheit seine Fans, Käufer und Downloader finden, es verkaufen sich ja sogar viel miesere Sachen rasend. Nur für mich ist das 2011 ohne jede Heiserkeit ein absolutes No-Go.
206
»Republik der Heiserkeit«
ZickZack/Hoanzl
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