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Faded Paper Figures

»Relics«

Shorthand Records

Nicht dass Mitglieder des amerikanischen Synthie-Pop-Trios Faded Paper Figures (FPF) nicht ausgelastet wären. R. John Williams doziert in Yale, Kael Alden ist als Musikproduzent schwer eingeteilt und seine Ehefrau Heather Alden ist praktizierende Ärztin. Ein gemeinsames Kind sorgt auch nicht eben für Langeweile. Dennoch konnten FPF mit »relics« ihr bereist viertes Album einspielen, Musikbegeisterung und Sendungsbewusstsein lassen sich nicht einfach stilllegen. Ein am Albumcover prangender, scheinbar meditierender Astronaut soll die Message des Trios bildlich transportieren: »Um ein meditierender Astronaut zu werden, muss man sich, unseres Erachtens, die uns gegebenen kognitiven, technologischen und politischen Ressourcen zu Nutze machen, um zu einer nachdenklicheren, weltrettenden Perspektive zu gelangen, realisierend, dass unser Platz im Kosmos klein, heilig und zerbrechlich ist«, zitiert die Labelinfo. Doch wie klingt »relics«? Wie ein Syntie-Pop-Trio, das Vintage-Equipment verwendet (den Korg MS-20), auf Gitarren nicht verzichten will und auch sonst einige analoge Klangquellen einsetzt. Schreibmaschine, Ukulele, Banjo, Sitar und Mandoline sind nur die ungewöhnlicheren Soundbringer. Es fiepst und quietscht und blubbert an allen Enden und Ecken, der Gesang kommt zum größten Teil von Heather Alden und Williams, gern auch zweistimmig, was »relics« mit seinen catchy Melodien weit entfernt vor der vermeintlichen Kälte das Synthiepop. Zitiert wird auch gern, etwa im Intro von »Wake Up Dead«, das mit wenigen Tönen von der Gitarre das markante Trompeten-Motiv von June Carters Welthit »Ring Of Fire« andeutet. Oder in »Not The End Of The Word (Even As We Know It)«, bei dem bereits im Titel klar ist worauf sich das bezieht, und in dem Michael Stipes hechelnder Gesang imitiert wird. Nebenbei lassen die drei dezent die Intelektuellen raushängen, etwa in »Real Lies«, in dem man erfährt, dass ihnen Rene Descartes wurscht ist (»Ooh, We Don’t Care For Descartes«). Trotzdem ist »relics« eine schöne Platte im organischen Retro-Sound, auf der sich vermutlich noch einige Zitate und Referenzen verstecken.

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