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Cro

»Raop«

Chimperator

Es war einmal, in einem nicht allzu weit entfernten Land, da gab es einen netten jungen Mann mit Pandamaske, der von einem Indie-Label aus die Welt eroberte, den alle lieb hatten, der alles nur für seine Fans tat und den sie als die »Zukunft des deutschen Hip-Hop« bezeichneten. Im Hier und Jetzt gibt es einen feschen, intelligenten Maskenträger Anfang 20, der ein kalkuliertes Marketingkonzept erstellt hat, das auf reichlich Geklaue basiert und an der fehlenden Qualität seiner Musik (insbesondere seiner Texte) scheitert. Eine Mischung aus Pop und Rap soll es sein. De facto ist es (abgesehen von ein, zwei Tracks) Pop pur, mit seichten Texten. Neu ist daran nicht viel. Er kupfert trackweise bei Max Herre, Kool Savas (pfui Cro), Clueso usw. und imitiert die Rap-Stile genannter Herrschaften anstatt eine eigene Kreation zu erschaffen – einem der Grundgedanken der Hip-Hop-Kultur. Im Unterschied zu seinen selbst genannten Vorbildern Beginner und Max Herre verwendet er ein reaktionäres Frauenbild, dass auf »die Unerreichbare«, »die Böse« oder »die Zickige« heruntergebrochen werden kann. Dabei werden zudem jegliche Klischees bedient wie die übertriebene Darstellung des wilden Popstar-Lebens und die Dauerwähnung teurer Autos. Die Beats (die er immerhin alle selbst macht) sind zwar besser als die unglaublich banalen Texte, aber manchmal schimmert auch Aggro durch -zwar nicht so sehr wie auf seinen noch wesentlich aufgesetzteren Mix-Tapes »Easy« und »Meine Musik« – aber doch. Die Tapes bedienten aufgrund extrem machobehafteter Texte noch eher das Aggro-Publikum, während »Raop« (grausiges Wort) eine Generation ansprechen soll, die Party macht, das Leben genie&szligt und nicht weiter über selbiges nachdenkt. Er fordert sein Publikum nicht heraus. Seine Live-Animationskultur ist purer Mainstream und nicht weit weg von Boybands oder Schlager-Fuzzis. Feuerzüge dürfen angemacht werden, wie schön. Dass er privat angeblich James Blake hört, macht die Sache auch nicht besser. Seine Vita als fertiger Mediendesigner und die Arbeit als Cartoonist passen nicht ins Bild, womit sich die Frage stellt: Will er nur Kohle scheffeln oder er traut sich einfach nicht mehr? Dem verantwortlichen Stuttgarter Label Chimperator ist auf den ersten Blick nicht unbedingt Ausverkauf zu unterstellen. Die Frage bleibt allerdings, wie lange er noch hier releast. Gut vorzustellen, dass der »Fick auf Majors« nicht ewig anhält. Wie es auch kommen wird, »Raop« ist jedenfalls Wegwerfware.

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