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Pharoah Sanders, Floating Points & London Symphony Orchestra

»Promises«

Luaka Bop

Als einer der letzten großen noch Lebenden der Jazz-Hochphase der 1960er und 1970er, Wegbegleiter von Alice und John Coltrane, Don Cherry oder Sun Ra, Komponist solcher Meilensteine wie »Tauhid«, »Karma«, »Black Unity«, »Deaf Dumb Blind« oder dem Live-Album »Elevation«, veröffentlicht Pharoah Sanders – man will es kaum glauben – noch immer. Zuletzt wurde es eher ruhig um den mittlerweile 80-jährigen Saxophonisten. Bei seinem Auftritt im Porgy & Bess 2013 bekam man fast Mitleid: Sein Gesundheitszustand ließ zu wünschen übrig, sein Spiel wirkte mitunter kraftlos, das Konzert war kurz. Nun sind einige Jahre vergangen und er hat sich mit dem britischen Künstler Sam Shepherd alias Floating Points zusammengetan. Das Ergebnis ist schlicht zu Tränen rührend schön. Shepherd selbst, DJ und Producer, wesentlich von Künstlern wie Bill Evans, Debussy oder Messiaen inspiriert, bietet eine träumerische, impressionistische Grundlage via Cembalo, eine sich immer und immer wiederholende kleine Tonfolge später auch von Klavier, Keyboard oder Hammondorgel begleitet, auf die Sanders sanft eingeht. Zuerst noch recht zurückgenommen, gerät er bald in seine gewohnte, entspannte und entspannende, erhebende Ekstase. Wie eine kleine Meditation oder wie ein angenehmer, flacher Nachmittagsnap am offenen Fenster, bei dem sich der Gesang der Vögel und die Stimmen vorbeigehender Menschen sanft in den dahinfließenden Bewusstseinsstrom einspeisen und äußerst lebhafte, liebliche Bilder und Gefühle evoziert werden. Trotz der Energie und Ausdruckskraft vor allem von Sanders hielt man es für nötig, das London Symphony Orchestra einzuladen, einige Parts einzuspielen. Und zum Glück wirkt das weder kitschig noch over the top, sondern absolut on point. Es markiert das i-Tüpfelchen auf dieser besonders schön produzierten Platte, die man tatsächlich als solche hören sollte, will man nicht ständig über die nervigen, den Fluss störenden Übergänge stolpern.

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