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Pauls Jets

»Jazzfest«

Staatsakt

Am gleichnamigen Album-Opener von »Jazzfest« wird in den Lyrics heiter diskutiert: »Die Jets sind eine Jazzband.« – »Sie sind schon ’ne Rockgruppe, am Ende des Tages.« – »Das ist schon Fusion, meiner Meinung nach.« Welches Genre Pauls Jets tatsächlich bespielen, muss, kann und soll man wohl gar nicht einordnen. Das machen sie einem wirklich schwer beim Hören. Das neue, dritte Album ist elektronischer instrumentalisiert als die LPs davor, auch ist der Sound stellenweise ruppiger und wilder geworden, die Produktion ist aber immer noch sehr charmant roh. Auch neu ist, dass Bassistin Romy Jakovcic nun nicht mehr nur als Background-Sängerin auftritt, sondern in manchen Songs die Hauptrolle übernimmt. Dass sich die Wiener Band nicht so gerne an Konventionen hält, ja vielleicht sogar dagegen aufbegehrt, beweist sie auf diesem Album auch mit einer sehr langen Spielzeit von 72 Minuten und insgesamt 18 Tracks. Trotz dieser beachtlichen Länge hat man durchwegs das Gefühl, dass die Zeit und der musikalische Raum gut genutzt sind, auch der Track »Obstbaumwald« mit fast 10 Minuten Spielzeit ist ein wunderschönes Erlebnis. Wogegen sind Pauls Jets noch? Gegen Kapitalismus und gegen die daraus resultierenden Lebenswelten. Im Song »Therapy« geht es um eine Musikerin, die mit ihrer Band tourt, nur um Geld zu verdienen, manchmal weiß sie nicht einmal mehr genau, wo sie ist, was sie schlussendlich zur Therapie bringt. Ebenfalls mit dieser Thematik beschäftigt sich das Lied »Büro« mit der unglaublich catchy Line: »Wenn du traurig bist, dann geh’ nicht ins Büro.« Auch die Lovesongs dürfen nicht fehlen, so kommt das sehr originelle, verträumte Songwriting am besten bei Songs wie »So richtig in Love« oder »Magdeburg« durch. Pauls Jets bleiben ihrem Ruf als aufregende Band treu und entwickeln ihren Sound dennoch weiter, einzig mit dem teilweise penetranten Phaser-Effekt haben sie es stellenweise etwas zu gut gemeint. Das Album hat Ecken und Kanten, wo sie hingehören, und gar nicht im Widerspruch dazu ist es auch unglaublich intim, schön und sanft.

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Text
Adrian Malliga

Veröffentlichung
22.02.2022

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