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Otomo Yoshihide & Paal Nilssen-Love

»19th of May 2016«

PNL Records

»19th of May 2016«, so heißt die 39. Veröffentlichung auf Paal Nilssen-Loves eigenem Label PNL Records und bezeichnet die Aufnahme eines Auftritts am genannten Tage in Moskau, bei welchem der Label-Gründer und Free-Jazz-Trommler mit dem japanischen Komponisten und Musiker Otomo Yoshihide kollaboriert. Dieser macht schon seit Lichtjahren Musik und seinen Namen hört man überdies in sämtlichen möglichen Zusammenhängen (von Pop über Krach bis zu Filmmusik und Konzeptkunst), sodass selbst Die-Hard-Fans die Übersicht über seine seit mehr als 30 Jahre andauernde Arbeit als Musiker verlieren. Er spielt die Tasten, dreht an Knöpfen, scratcht Platten, singt und – vor allem – zupft und schlägt die sechs Saiten der Gitarre (elektronisch) wie auch an besagtem Neunzehnten. Nach mancherlei Beiträgen zu Veröffentlichungen von Nilssen-Loves The Thing und Live-Konzerten mit selbigem Ding und diversen Konstellationen von verschiedenen MusikerInnen um den norwegischen Schlagzeuger formierten sich die beiden fix als Duo und die Aufnahme vor entzücktem Publikum soll zeigen, wie gut sie miteinander können.

Zwei Stücke zeugen davon, »Cat« (16:49) und »Dog« (28:16). Katzen, das sind Tiere, die ihre BesitzerInnen hassen und ihre Sympathie nur vorgeben, um z. B. Sheba oder Kitekat zu erhalten. Hunde, das sind die besseren Katzen: Sie sind treu, lieben Frauchen und Herrchen aufrichtig und holen das Stöckchen zurück, wenn man es wirft. Möglicherweise selbst dann, wenn man sie vorher damit geärgert hat. Treffen Katze und Hund aufeinander, so kommt es zu einer eigenen Dynamik: Die Katze reizt den Hund so lange, bis er die Geduld verliert und aggressiv bellt und schnappt. Die Katze springt dann elegant zurück, doch wagt sich wieder vor, es bleibt beim unermüdlichen Hin-und-Her. Free Jazz von zwei Tieren. Sie steigern sich langsam in ihr Spiel hinein, necken einander, bis es zu Ausbrüchen kommt. Ruhige Stellen, an denen man das Schlagzeug roh erfährt, werden begleitet von einer sich leise anschleichenden Gitarre. Dann wieder überzeugt Nilssen-Love mit einer perfekten Begleitung der aggressiven Gitarre, indem er wie ein Berserker auf die Becken eindrischt. Offensichtlich kennen sich die beiden, teilen dieselbe Natur. Ansonsten haben sie jedoch nicht viel mit Hund und Katze gemein. Sie sind einfach zwei grandiose Jazz-Musiker und verstehen es, auf brillante Art und Weise aufeinander einzugehen, ihre gemeinsame Spielerfahrung hört man ihnen an. Auf dieser Aufnahme besonders.

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