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Ein Hybridalbum. Im Grunde der Soundtrack zu einer Dokumentation über den australischen Fotografen Murray Frederics, der auf reichlich waghalsige Weise grönländische Eislandschaften portraitiert. Im Grunde aber ebenso ein Stück folkoristischer Ambientjazz, komponiert vom New Yorker Cellisten Erik Friedlander, eingespielt gemeinsam mit Perkussionist Satoshi Takeishi (ein gebürtiger Japaner, der aber ebenso in New York Wurzeln geschlagen hat) und Pianist & Akkordeonist Shoko Nagai (für den sich dasselbe sagen lässt wie für Takeishi). So weit, so sachlich. Man darf diese vielfältigen regionalen Bezüge ein wenig wie ein Netz aus Schnüren über »Nothing On Earth« zusammenbinden – die gebürtigen Japaner, der gebürtige Australier, die Verwurzelung in New York, die gemeinsame Meditation über Grönland – um der eigenwilligen Gelöstheit und Innerlichkeit dieses Albums auf die Spur zu kommen. (Jedenfalls eher als der Verweis darauf, dass Friedlander schon lange Jahre im Geschäft ist und sonst eher durch seine Kooperationen mit John Zorn, Uri Caine oder Laurie Anderson bekannt ist.) »Nothing On Earth« verströmt teilweise Lagerfeuerromantik, verdichtet sich an anderen Stellen zu einer naturmythischen Messe, ist in seinen melodiösen Details eingängig bis verschnörkselt, bleibt insgesamt aber doch distanziert sperrig und ein wenig unterkühlt. Aber gerade diese Mischung oder mehr noch: diese Verdichtung macht es wohl aus und bewahrt die ganze Angelegenheit vor dem Abdriften in den Folklorekitsch.

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Text
Curt Cuisine

Veröffentlichung
15.03.2015

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