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Mutter

»Mein kleiner Krieg«

Die eigene Gesellschaft

Für Mutter-Verhältnisse im kurzen Abstand von nicht einmal einem Jahr nach »Trinken Singen Schie&szligen« erscheint »Mein kleiner Krieg«, auf dem Max Müller – einer der vermutlich wahrhaftigsten Texter deutscher Zunge – wieder aufs Misanthropischste seine autistischen Monologe von der Leine lässt. Vieles von dem was Müller anspricht wäre den Meisten schon im privaten Rahmen zu peinlich, das hei&szligt zu persönlich und privat. »Kennst du die Stimme / die sagt, wohin die Reise geht / Kennst du die Stimme / die tief in Dir die Wahrheit spricht / du kennst sie leider nicht«, näselt dieser Lyriker der Unmittelbarkeit in »Stimmen«, unterlegt von zehn Minuten malmender, zähflüssiger Gitarrenlava und narkotisierendem Schlagzeug. An anderer Stelle verweist der Experimentalfilmer und Autor von Kurzgeschichten Müller in »Regenwurm« auf Heinz Rühmann und dessen opportunistische Rolle(n) im dritten Reich: »Dann lieber ein Regenwurm sein / So ein Würmchen hat kein Blut / So ein Würmchen hat kein Herz / Drum fühlt ja so ein Regenwurm / Auch keinen Liebesschmerz«. Von da ist es nicht mehr weit zu »Der Mensch ist eine traurige Maschine«, in dem Wahrheiten ausgesprochen werden die so klug sind, dass sie schon fast weh tun: »Ich sah in Dein Gesicht und konnte nichts entdecken / Wo ist das hin, das doch jeder sieht?« Nur in »Von dem schönen Schein und dem dummen Sein« gibt sich Mutter materialästhetisch etwas leichtfü&szligiger, der Text aber bleibt giftig: »Ich habe nichts zu sagen / Mein Herz ist kalt und leer / Ich sitze alles aus / Doch langsam kann ich auch nicht mehr« ist auch nicht gerade Muttertagslyrik. Es bleibt also beim (guten) Alten im Mutter-Universum, in dem der Blick auf Leichteres, Unverfänglicheres, weniger Explizites kaum möglich scheint. Scharen neuer Verehrer wird ihnen diese Platte nicht bringen, die treue Fangemeinde wird »Mein kleiner Krieg« aber noch stärker an Mutter binden.

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