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MEGO – Bier auf dem Notebook (ist besser als Langeweile!)

Für die einen eine Pein im Arsch, für die anderen ein fruchtbarer Beitrag zur Kunst in der Informationsgesellschaft - und für so manchen ein Garant für spaßige Abende. Einem Ihrer Teilziele ist die Mego-Crew somit schon recht nahe gekommen. Mit merklicher Befriedigung bemerkt Mego-Sprecher Peter Rehberg über ein Konzert der Mego-Band Farmers Manual: »They seem to manage to annoy as many people as they entertain. Always a good sign.«

Auch im Erreichen von Teilziel Nummer zwei ist man im fortgeschrittenen Stadium: Sich jeglicher Schublade oder Kategorisierung zu entziehen. Als 1994 aus Splittern des Techno-Labels Mainframe Mego entstand, befand man sich noch im Techno-Netzwerk mit dessen Clubs, Fans und Vertriebswegen. Einige untanzbare Scheiben und einige Chillout-untaugliche Sounds später haben sich die Fronten geklärt. Mego steht heute für sich selbst: Als Forum für experimentelle elektronische Musiker, darüber hinaus aber auch als Plattform für alle möglichen Arten elektronischer Kommunikation wie Internet, Live-Konzerte und Tonträger.

Die Zahl der Veröffentlichungen und der sich um den harten Mego-Kern Bauer/Rehberg/Frank/Pieper gruppierenden Musikmacher wächst indes weiter. Für Herbst ist schon wieder eine ganze Rehe neuer Scheiben geplant, teils von Neuentdeckungen wie dem Augsburger Florian Hecker, teils auch Mego-Debuts von alten Bekannten wie Fuckhead oder Gerhard Potuznik. Man sei gespannt.

Mego als Produktionsmaschinerie ausgefallener elektronischer Musik, Mego als Knotenpunkt in einem Netzwerk von Gleichgesinnten, die auf der ganzen Welt verstreut sind und zwischen denen es regen Austausch gibt. Ist im Veröffentlichungsplan kein Platz mehr für eine »Hausband«, springen andere Labels wie Source, Touch oder dessen Sublabel Tray ein, genauso wie anderswo beheimatete Acts wie Merzbow – oder eben Fuckhead – auch mal unter Mego veröffentlichen. All dem wohnt der Netzwerkgedanke inne.

Spätestens aber wenn man von der Musik, von Gehalt oder Herangehensweise spricht, versagt der Überbegriff. Zu verschieden sind die Ansätze der einzelnen Akteure, als dass nicht jede verallgemeinernde Aussage falsch wäre. Da wäre zum Beispiel Peter Rehberg alias Pita, der gern als »Chefideologe« gesehen wird. Er formuliert klar und immer in Englisch, ist versiert in Kunstkonzepten, beherrscht das Einmaleins der Industrial-Musik im Schlaf und beruft sich gern auf Dada und Duchamps. Seine Beiträge haben noch am ehesten eine Art theoretischen Unterbau und entfernen sich am weitesten vom konventionellen Musikverständnis. Er liebt es, Fragezeichen in den Raum zu stellen, an denen die Leute zu knabbern haben und genießt es, wenn man ihm in die Falle geht, denn »a lot of it is just jokes«.

Dennoch ist Duchamps für Mego noch lange nicht das, was Deleuze für Milles Plateaux darstellt. Pitas Ansichten gelten nur für ihn selbst und sind nicht unbedingt Labelphilosophie, schon gar nicht Labelmanifest. Eher bildet Pita eine Art »Radikalen Flügel« des Labels.

Ramon Bauer (Eigendefinition »Mego-Buchhalter«) hingegen scheint eher intuitiv und mit einer gewissen kindlichen Naivität an die Sache heranzugehen. Zusammen mit Rehberg lotet er die Untiefen elektroakustischer Musik aus, wie auf der unlängst erschienenen CD »Faßt« (auf dem englischen Label Touch). »Faßt« enthält ihre Highlights von 1996, komprimiert von 16-Bit auf 8-Bit Samplingfrequenz, was dem Ganzen eine digitale Schärfe verleiht – etwa vergleichbar mit einem Verzerrungseffekt. Gleichzeitig bildet Bauer mit Andi Pieper, dem Mego-Mann in Berlin, das Duo General Magic, das wiederum durchaus mit Elementen der Popmusik arbeitet. Ihre erste Full-Length-CD »Frantz«, niemand Geringerem als Franz Klammer gewidmet, enthält »altmodische« Dinge wie Melodien, Harmonien und klare Rhythmusstrukturen, aus denen immer wieder so etwas wie Spielwitz und Genießertum durchschimmert. Fast unnötig der Verweis, dass »Frantz« dennoch meilenweit von den Hitparaden dieser Erde entfernt ist.

Nicht Meilen, sondern Lichtjahre davon entfernt ist die dritte neuere Veröffentlichung, die Kollaboration des Engländers Russell Haswell (auch so ein Freund und V-Mann des Labels) mit Merzbow, Titel »Ich schnitt mich in den Finger«. Die 12inch wurde einen Tag nach dem Merzbow-Konzert in Wiener Flex live im Mego-Studio aufgenommen und enthält den typischen Merzbowschen Soundterrorismus, wirkt aber strukturierter und bildet insofern eine Ausnahme, als alle drei Merzbow-Performer dabei mitwirken. Sonst erledigt Akira ja die Aufnahmen im Alleingang, Die Platte klingt nach verfremdeten Störgeräuschen, wie sie defekte Synthesizer von sich geben bzw. nach Herumtrampeln auf Kabelsalat mit Wackelkontakt. Nach jedem Track folgt eine Auslaufrille, Abwaschen oder Computerspielen nebenher ist also nicht drin. Entweder man hört zu, oder man lässt es bleiben. Haswell schnitt sich übrigens tatsächlich in den Finger, bei einem Mego vs. Sabotage-Event in Wien.
Störgeräusche, Irrtümer, Zufälle, Fehler als Soundquellen spielen bei vielen Mego-Acts eine zentrale Rolle. Christian Fennesz hat unlängst in diesem Magazin schon einmal auf den klanglichen Reiz hingewiesen, den sein Sampler hat, wenn er Mist baut (vgl. SKUG Nr.28). Auch Rehberg und Bauer sammeln und samplen gern Störgeräusche oder spinnerte digitale Effektgeräte, die dann als Ausgangspunkt für ihre Stücke dienen. Für Pita sind Fehler und Zufälle im Zeitalter der digitalen Informationen das kreativste Element, denn sie wirken der Perfektion entgegen: »Jede Kunst ist eine Form von Fehler. Wenn alles programmiert ist, weißt du, was passieren wird, und das ist langweilig. Wir brauchen Fehler, sonst könnten wir auch Roboter sein und nichts tun«, erzählte er dem Magazin »Frontpage«.

Da kommt es nicht von ungefähr, dass bei den meisten Mego-Live-Performances Improvisation und Echtzeit-Manipulationen groß geschrieben werden. Farmers Manual z.B. überlegen sich gerade mal das Equipment, das sie mitnehmen.

Die Improvisationsgabe weitet sich auch auf das Drumherum einer Mego-Night aus. Pita erstaunt es eher, wenn einmal alles nach Plan läuft, wie er in den Newsletters im Internet über einen Szene-Wien-Abend bemerkt. Vorfälle wie unerwartete Reaktionen des Publikums oder der Veranstalter oder das beer-over-the-notebook-syndrome sind da schon eher die Regel und sorgen bei den Akteuren für Heiterkeit.

Und plötzlich ist es gar nicht mehr so abwegig, wenn Mego an die Freejazz-Improvisations-Szene andockt, wie kürzlich in Nickelsdorf (siehe Pitas Schilderungen im Interview). Die Mego-Acts weisen einen möglichen Weg aus dem Techno-Dilemma der vorfabrizierten Tracks, die live dem Abspielen eines Tonträgers gleichkommen, auch wenn ein bisschen an Filtern und Hüllkurven herummanipuliert wird.

Gab es auf den ersten paar Mego-Albumcovers noch so was wie Liner Notes, Erklärungen, Erläuterungen, die – auch wenn nicht immer ganz ernst gemeint – im Umgang mit dem Produkt behilflich waren, verzichtet man nun zusehends auf diese Möglichkeit zur Information. Auf den letzten Covers konnte man froh sein, die Auflistung der Titel zu finden. Die nach wie vor von Tina Frank (und neuerdings auch von der Berlinerin Heike Neihl) designte Verpackung verstärkt den Eindruck, das es sich bei Mego-Releases um »Produkte für die Ewigkeit« handelt und dass man sich immer wieder damit auseinandersetzen kann, ohne das Werk restlos dechiffriert zu haben. Immer wieder betonen die Mego-Macher, dass sie die Sammelleidenschaft der Leute anstacheln wollen, da sie auch selbst leidenschaftliche Sammler von Objekten sind. Mego Nr.007 ist die legendäre Arbeitsjacke mit Firmenlogo, Mego Nr.013 könnte eine Leiter werden (Preisfage: Warum?). Mego-CDs stecken nicht in der obligaten Plastik-Box, sondern in einem Kartonumschlag mit eigenwilligen Maßen. Wenn mehrere dieser Dinger bündig nebeneinander stehen, beginnt das Sammlerherz zu pochen. Sammler von Mego-Releases müssen sich allerdings sputen: Die frühen 12inches sind schon ausverkauft, den Rest gibt es wohl nicht mehr lang. Über mangelnde Nachfrage aus dem Ausland kann man bei Mego nicht klagen, zumal der Wien-Hype immer groteskere Züge annimmt.

So verschlüsselt Mego-Veröffentlichungen auch scheinen mögen, eine Spritztour auf dem Datenhighway sollte Licht in die Angelegenheit bringen. Die Mego-Box, wi
e sich ihre Homepage nennt, geizt garantiert nicht mit Informationen und spaßigen Gimmicks. In den Newsletters ist praktisch jeder Live-Event eines Mego-Protagonisten seit dem legendären Phono.taktik-Festivals aufgeführt, witzig bis launisch kommentiert von Pita Rehberg, der hier seine journalistischen Fähigkeiten unter Beweis stellt. Unter M.DOS kann man Tonträger von Mego und einem Haufen anderer befreundeter Labels bestellen, aber auch einfach anhören und wieder abhauen, »solange man nicht auf den Teppich ascht«. Der Megomat ist ein Sequencer, mit dem man sich auf vorfabrizierten Sounds seinen eigenen Mego-Track basteln kann. Bei einem virtuellen MS-20-Synthie kann man die Knöpfe per Mausklick verstellen und sich das Ergebnis dann anhören. Dann gibt\’s noch Radio Duchamps, eine Art Piratenradio-on-demand, und das Sublabel Falsch, das nur im Internet existiert und Outtakes und rare Livemitschnitte von Mego-Acts oder Freunden bietet.

Wer\’s verschrobener will, folgt dem Link zur Homepage von Farmers Manual und lässt sich auf Spielchen der abstrakteren Art ein. Immer wieder aber wird man ermuntert, die reine Konsumentenrolle zu verlassen und selbst aktiv zu werden, genauso wie bei den Konzerten und Tonträgern, die einen großteils dazu zwingen, die Sinne zu aktivieren und die Dinge zu deuten. Oder, wie gesagt, man lässt es besser.

Mego im Netz: http://www.mego.at

Diskographie:
MEGO 001 General Magic & Pita »Fridge Trax« 12"
MEGO 002 General Magic/Elin »Die Mondlandung« 12"
MEGO 003 Stützpunkt Wien 12 (Elin) » UFO Beobachtungen 93-95 «Do 12"
MEGO 004 Fennesz »Instrument« 12"
MEGO 005 DJ DSL »I L.O.V.E. You « 12"
MEGO 006 Sluta Leta »Fan Club« 12"
MEGO 007 Die Mego-Jacke
MEGO 008 Farmers Manual »No Backup« CD
MEGO 009 Pita »Seven Tons For Free« CD
MEGO 010 General Magic »Frantz« CD
MEGO 017 Farmers Manual »fm « 12"
MEGO 022 Akita/Azuma/Haswell/Sakaibara »Ich schnitt mich in den Finger« 12"

Mego-Leute auf anderen Labels:
Pita & General Magic: »Live and Final Fridge « (Source)
Rehberg & Bauer: »Faßt« (Touch)
Farmers Manual: »fsck« (Tray)

Geplant für den Herbst:
Florian Hecker »Italy«, Gerhard Potuznik »Amore Motore (…Autobahn) «, Christian Fennesz »Hotel Paral.lel«, Fuckhead: Titel steht noch nicht fest

MEGO interview:
SKUG: Hat sich für euch irgendetwas geändert in eurer Herangehensweise seit eurer ersten Veröffentlichung, den »Fridge Trax«?
Ramon: Grundsätzlich nicht. Es macht immer noch Spaß, es bleibt interessant. Ich fühle mich bestätigt, so weiterzumachen.
Pita: Ich glaube, der Hauptunterschied liegt darin, dass wir am Anfang keine Ahnung gehabt haben, ob sich das irgendwer anhören wird. Wir wussten nicht, ob es 10 oder 1000 Leute sein werden. Jetzt, wo wir wissen, wie viele es sind, oder dass dann irgendein aufgekratzter Freak in Michigan in sein Plattengeschäft gehen wird, um die neue Mego-Platte zu kaufen, ändert das unsere Herangehensweise.
Ramon: Aber auch die Ablehnung aus gewissen Kreisen. Wirklich geändert hat sich der Vertriebsweg, der jetzt nichts mehr mit Techno zu tun hat. Die Sache hat sich im positiven Sinne des Wortes globalisiert.
Pita: Das wurde durch Internet, E-Mail und Fax, all diese einfachen Kommunikationswege möglich. So können wir in jeder Kleinstadt die sechs Leute erreichen, die sich möglicherweise für unsere Musik interessieren.
Ramon: Aber da gibt es noch viele Wachstumsmärkte. Wir waren noch nicht in der Mongolei und in Vorarlberg. Wir waren in Deutschland, aber das ist das Einzige, das keinen Sinn hat.
Pita: In Deutschland spielen macht keinen Spaß.
SKUG: Mir kommt vor, ihr bietet übers Internet viel klare Information, während die CDs und Platten eher für Desinformation, Irritation, Verwirrung sorgen. Zum Beispiel ist auf keiner Maxi die Abspielgeschwindigkeit vermerkt und wie\’s richtig gehört, ist ja bei Mego-Musik nicht immer leicht zu erraten.
Pita: Das erste Mal haben wir\’s vergessen…
Ramon: Wir wollen es den Leuten nicht zu leicht machen. Das macht die Sache spannend. Du kannst dir die Dinger ein paar Mal anhören, ohne das ganze ausgeforscht zu haben. Für mich ist es immer interessant zu sehen, wie lange eine Sache spannend bleibt und wann sie gegessen ist.
Pita: Wir machen ein Produkt und werfen es auf den Markt. Ab dann ist es den Leuten überlassen, was sie damit machen: Wegwerfen, als Aschenbecher benutzen, auf 33, 45, 78 oder 16 spielen…
Ramon: Das hat sicher auch damit zu tun, dass eine langfristige Erfahrung mit unseren Produkten da sein sollte. Mego war ja anfangs in diese ganze Techno-Struktur eingebunden, aber da waren ein paar Punkte, die uns nicht gefallen haben, z.B. dass eine Platte, die auf den Markt kommt, nach vier Wochen ausverkauft und alt war. Wir wollen, dass eben diese Platte auch noch interessant ist, wenn wir tot sind oder wann auch immer. Deswegen war es auch vom Anfang an eine eher unmoderne Entscheidung, so richtig designte Covers zu machen. Heutzutage hat sich das wieder gelegt.
SKUG: Man kann sich aber auch nie sicher sein, wie das nächste Mego-Release klingen wird. Da ist ja alles möglich.
Pita: Das ist der springende Punkt bei unserem Label. Ich mag die Idee eines Label, das ganz verschiedene Releases herausbringt, als eine Art offenes Forum für alle Arten experimenteller Musik, wie Mute in ihrer Anfangszeit. Meine erste Mute-Platte war natürlich eine Depeche-Mode-Single. Auf dem Cover stand als Nummer »Mute 15« oder so, also musste es da 14 andere Platten geben. Dann fand ich heraus, dass eine davon eine Noise-Platte ist, eine von einer Art Rockband und eine, die man mit verschiedenen Geschwindigkeiten abspielen kann. Ich halte es für gefährlich für ein Label, einen »typischen« Sound zu haben. Das ist wie Cornflakes zu verkaufen mit verschiedenen Geschmacksrichtungen, die aber im Grunde immer gleich sind.
SKUG: Eure Live-Sessions fallen mitunter sehr leise und minimalistisch aus. Viele Leute finden eure Musik deswegen »schwierig«, schwer nachzuvollziehen oder stellenweise langweilig.
Ramon: Das ist insgesamt ein Problem bei den Mego-Nights. Deshalb spiele ich auch gern in einer charakteristischen Umgebung, die da mitwirkt und mit der Musik eine Gesamtheit ergibt. Wir können nicht wie eine Rockband für den Bauch oder für das Auge agieren, außer ich schmeiße vielleicht einen 303er von der Bühne. Und die Leute sehen unsere Apparate nicht so sehr als gespielte Instrumente. Beim Phonotaktik-Festival hat das gut funktioniert in der Umgebung (U-Bahn-Passage, Anm. d. Verf.). Demnächst spielen wir bei der Ars Electronica auf einem Ausflugsschiff. Farmers Manuals haben vor kurzem beim Illbient-Festival in einer Gondel des Riesenrades gespielt. Die richtige Umgebung kombiniert mit der Akustik und den Visuals, dann funktioniert es am besten. Viel besser, als wenn man uns einfach in einen Club stellt. Das ist dann aber auch Sache des Veranstalters.
Pita: Die Leute finden es normalerweise langweilig, weil es leise oder nicht genug strukturiert ist. Gerade in den letzten Jahren wird wieder mehr leise Musik gemacht, mit feinen, mikrotonalen Strukturen. Das ist eine Reaktion darauf, dass die Leute bei Musik nicht mehr zuhören. Musik hört man heutzutage im Radio oder in Clubs, wo man sich nicht niedersetzt und zuhört. Darum ist es heute wieder interessant, leise Musik zu machen, weil dann die Leute gezwungen sind, zuzuhören. Eine Locust-Platte kannst du nicht einfach anmachen und nebenher Geschirr abwaschen. Du würdest nichts hören.< /i>
SKUG: Das ist aber auch eine Sache der Erwartungshaltung. Wenn ich zu einem Flex-Konzert gehe, erwarte ich erst Mal, dass ich unterhalten werde, während ich bei einem Ligeti-Konzert im Konzerthaus erwarte, dass ich mich konzentrieren muss. Aber bei euch vermischt sich das ja irgendwie.
Ramon: Das stimmt, das ist so ein Grenzbereich. Du kannst dich durchaus unterhalten lassen von uns. Es gibt Leute, die sich köstlich amüsieren. Auf der anderen Seite habe ich es ganz gern, wenn sich das Publikum durchaus konzentriert auf das, was da passiert.
SKUG: Peter, du hast mit Fennesz kürzlich beim Konfrontationen-Festival in Nickelsdorf gespielt, im All Electronic Orchestra, geleitet von Keith Rowe. Wie seid ihr in diesem Free-Improv-Kontext zurecht gekommen?
Pita: Es war nicht seltsamer, als auf einer Techno-Party zu spielen. Befremden lösten wir aus, als uns die anderen Festivalteilnehmer gefragt haben was für ein Instrument wir denn spielen. Die anderen spielten so Sachen wie präpariertes Piano, Percussion oder elektronisch verfremdete Violine. Ich sagte: naja, CD-Player und eine Maus. Fennesz und ich saßen einfach vor unseren Kästen. Das ist eben dieses Konzept von Duchamps: Du nimmst ein Objekt, stellst es in eine bestimmte Umgebung und dadurch wird es dann zum Kunstwerk. Wie du dieses Objekt irgendwo platzierst, entscheidet darüber, ob es gut ist oder nicht. Das ist im Grunde genau der Ansatz, den wir haben. Wir nehmen von irgendwo einen Sound und manipulieren ihn, bis er nach etwas ganz Anderem klingt. Auch Keith Rowe sagte das immer wieder. Zuerst spielten wir dieses Paul-Klee-Bild. Jeder von uns hatte seine individuelle Art und Weise, dieses Bild zu spielen. Die Leute im Publikum sollten unsere Entscheidung und das daraus folgende Ergebnis akzeptieren. Wenn man jedem Kunstwerk ein erklärendes Buch beilegen würde, wäre das sehr langweilig.
SKUG: Später kam es dann noch zu einer Spontan-Session von dir und Fennesz mit Jim O\’Rourke…
Pita: Die war sehr gut. Ich kenne Jim ungefähr seit ein, zwei Jahren. Ich kenne seine Arbeiten und er weiß, was wir machen. Ich glaube, es war eine Idee von Hans Falb von der Jazzgalerie. Er fragte uns, ob wir nachher noch unten im Keller spielen wollten. Jim ist ein sehr guter Improvisator. Wenn du etwas spielst, reagiert er innerhalb von zwei Sekunden darauf mit anderen Sounds. Jim ist auch in unserem Alter. Dieselbe Generation, dieselben Interessen. Möglicherweise gibt es wieder einmal eine Zusammenarbeit.

Home / Musik / Artikel

Text
Ronald Hartwig

Veröffentlichung
19.02.2001

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