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Clogs

Lullaby for Sue

Brassland

Violas retten das Werwolfland. Streicher für den Frieden. Oder: E-Klassizismus für den Untergrundschlurf. Nur wesentlich akademischer als die kammermusikalische Welle, die mit Rachel’s und Boxhead Ensemble (deren »Dutch Harbor«-Platte Clogs sehr nahe stehen) Mitte 90 ausgelöst wurde. Die griff noch mit Indie-Slack in die Saiten. Stravinsky prangte noch mächtig windschief im Zitatriemen. Und die Unbedarftheit, mit der man kleine Epen an Piano, Streichquartett, Leisgitarre und Drone-Tapedeck schuf – die hatte doch noch was von Punk und anzugfreier Dämmerlust. Godspeed You Black Emperor! oder Sigur Ros haben das brillant verstanden, werfen den Orchesterschmackes auch ohne Lack und Krampf in die Zwischentöne ihrer Songs. Dieses in N.Y. ansässige Oz-Quartett wendet die Karten genau in die Gegenrichtung – und kommt trotz allem Pseudo-Pärth-Gehabe, Stuhlknarren und hochkultureller Geblähtheit durch. Erstklassige Instrumentalmelancholia als ob das Balanescu Quartet ein wortfreies Tribut an Madredeus und den portugiesischen Fado verfasst. Und ganz besonders klasse, wenn sich das heulfreudige Pizzicato wie auf »Turtle Soup« mit Hohlraumkklopfen und Feuerknistern zur rural pulsenden Folklore verdichtet.

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Text
Paul Poet

Veröffentlichung
22.10.2003

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