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Neigungsgruppe Sex, Gewalt & Gute Laune

»Loss Mas Bleibn«

Trikont

Manchmal kann es schon auch nerven, das ununterbrochene »Der Tod muss ein Wiener sein« und Artverwandtes. Das betrifft aber die Neigungsgruppe jetzt eh nur am Rande, weil ja von Anfang an weltweit Liedgut einverleibt wurde. »Rant global, lament local« nennt das Fritz Ostermayer in den Liner Notes. Und wenn schon, sollte der Tod nicht doch eher ein Mexikaner sein? Anderseits kommen in Mexiko die Toten ja immer wieder auf Besuch und es fehlt ihm deshalb die tragische Endgültigkeit? Wie auch immer. Die beliebte Nihilismus-Gauklertruppe Neigungsgruppe Sex, Gewalt & Gute Laune will mit »Loss Mas Bleibn« ihr damit drei Alben umfassendes Opus zum Abschluss bringen und bündelt ohne Genierer noch einmal alle Kraft, Wut und Verzweiflung. Den FM4-Mitarbeitern Christian Fuchs, Robert Zikmund, David Pfister und Fritz Ostermayer gelingt es, dem schon ausgezeichneten »Wellen der Angst« von 2009 noch ein Quäntchen Abgründigkeit draufzusetzen. Adaptiert und ins Wienerische übertragen werden diesmal Neutral Milk Hotel, Nick Cave, Lana del Rey, Nirvana, Ludwig Hirsch und Velvet Underground. Sam Peckinpah wird im finalen Stück »Wüde Hund« auf Spanisch ins Grab nachgesungen. Die Stücke aus eigener Feder der Fab Four (das Cover der CD ist exakt dem von »Let It Be« der Beatles nachempfunden) sind aber aufschlussreicher: Ostermayer saubartelt und sehnsüchtelt in »Eskimo Girls« und dem schon als Single B-Seite erschienen »Bar zu den sieben Plagen« in gewohnter Form, Pfister macht mit »Spiegelgrund« und »Lenzibald« Angst und Bange. Den Leadgesang im vielleicht schönsten Stück, »Der Blitz«, hat Christian Fuchs übernommen: mit Unterstützung von Oliver Welter (Naked Lunch) entwickelt sich hier ein wuchtiges Szenario schicksalhafter Begebenheiten (Messerstich/Entführung eines Kindes) in Gegenwart idyllischer Zweisamkeit. Anfänglich unbeschwert wie ein Schlager verdunkelt sich der Song immer mehr, um im Refrain (der an Hans Orsolics One Hit-Wonder erinnert) »Und der Blitz schlogt ein/Und I hear ihn schrein/Und a Stimm sogt/Olles is vorbei« zu kulminieren. Am Ende noch ein gespenstischer, rückwärts laufender Gitarrenpart, Fatalismus At It’s Best, ein gro&szliger Song. Als prominente Gäste mit dabei auf dieser Titanic der Popmusik sind Soap & Skin, Rainer Binder-Krieglstein, Dorit Chrysler und The Striggles. Ganz schön spooky.

Home / Rezensionen

Text
Stefan Koroschetz

Veröffentlichung
25.01.2013

Schlagwörter


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