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La Passe: L

Unsere großen Lieben - die kleinen Lieder, die großen Leinwände, das schwere Lesen, die leichte Luftschiff-Fahrt des Geistes, die geheimen Lüste und das offensichtliche Larifari. Ach, was sind wir nicht für Luder! Listige Lachsäcke und launisches Lumpenpack! Ziehen Linien einer Leidenschaft, die Leiden schafft. Linkisch, lässig und lädiert aus dem luziden Lidschatten des Lebens lallend.

Lora Logic Nach X-Ray-Spex und Essential Logic hatte die schrille Saxofonistin Anfang der 80er Jahre eine beachtliche Solokarriere. Wie Poly Styrene konvertierte sie zu den Hare Krishnas, hat zwei Kinder und ist immer noch glücklich verheiratet.

Linda Lovelace Linda Susan Boreman wirkte als LL in »Deep Throat«, dem erfolgreichsten Pornofilm (Einspielergebnis: 600 Mio. US-Dollar) aller Zeiten mit. Sie bekam für ihre Performance nur 1.200 US-Dollar und schrieb in ihrer Autobiografie »Ordeal«, dass sie von ihrem Ehemann mit Waffengewalt zur Pornografie getrieben wurde und avancierte zur engagierten Antipornokämpferin, die 2002 an den Folgen eines Autounfalls verstarb.

Lene Lovich Ihr unvergesslicher Hit »Lucky Number« chartete 1979 auf Platz 3 der UK-Charts. Anno 2005 beim skug-SoundBridges-Festival faszinierte Frau Lovich nicht nur mit ihren lyrischen Vocals, sondern mit einer zeitlos-barocken Musik, die ihresgleichen sucht.

Lydia Lunch Geboren 1959 als Lydia Koch, hat sich die New Yorkerin nach ihrer 1977 gegründeten No Wave-Band Teenage Jesus and The Jerks eine beachtliche Sololaufbahn samt gelungenen Kollaborationen mit J.G. Thirlwell, Rowland S. Howard, The Birthday Party oder Kim Gordon eingeschlagen. Ist auch Schauspielerin sowie Buchautorin und lehrt bei Spoken-Word-Performances Männern das Fürchten.

Los Lobos generierten mit dem Richie-Valens-Cover »La Bamba« einen Millionenhit und waren die ersten, die erfolgreich und dauerhaft ihr hispanisches Erbe in die Rockmusik überführten.

Liquid Liquid Mo‘ Wax und Grand Royal lieferten 1997 Reissues der 1980-1983 aktiven New Yorker Band, die Dance Punk garagig mit Funk, Dub und Reggae kurzschloss. Ihr genialer Track »Cavern« wurde von der Sugar Hill Gang in Grandmaster Flash & Meile Mel’s »White Lines (Don’t Do It)« reingesemmelt, dass es eine Freude ist. 2005 bei DJ Marflows Electronix Gang Bang-Show in der Wiener Künstlerhauspassage mit Warhol-Boy Salvatore Principato an Bongos und Electronics zum Teil wiederauferstanden!

Abe Laboriel Mein Lieblings-Slap- und neben Lee Sklar auch Lieblings-Session-Bassist der 70er Jahre. Obwohl er in den 70ern und SOern bei gut einem Drittel aller Pop/Jazz/Fusion-Alben mitgewirkt hat, wird man ein richtiges Solo-Album von ihm vergebens suchen – sie sollten also die Credits lesen.

Jacques Lacan Hobbies: Bunte Perücken und Maskenbälle. War Dah’s Hausarzt.
Lacan in Yale, 24.11.1975 (im Gro&szligen und Ganzen stand er den US-Universitäten und dem allgemeinen Psychologieverständnis recht zynisch gegenüber, er war auch schon recht alt). Lacan (zu einem Doktor im Publikum, der eine Frage stellte): »Tendieren Sie dazu? Dann bin ich … uh, … wie hei&szligen Sie?« Dr. Lifton: »Robert Lifton.« Lacan: »Dann BIN ICH LIFTONIANER! (Lachen)

Laa Laa (von den Teletubbies) Man könnte sich natürlich mit jedem Teletubby einzeln befassen, am lustigsten und überzeugendsten sind sie jedoch als Gruppe. Die Verknüpfung frühkindlicher Pädagogik (Versuchen Sie sich doch zu erinnern! Was haben Sie in den allerersten Monaten anderes gemacht als gierig zu nuckeln, zu speiben, zu lachen, sich anzupissen, ordentlich zu schei&szligen, sich zu befummeln und danach zu schlafen?) mit angewandten Posthippie-Konzepten (möglicherweise die Nebenwirkungen des massiven Drogenkonsums und -missbrauchs mancher Eltern während Zeugung und Schwangerschaft) konnte allerdings nicht verhindern, dass die Serie in England zunächst vehement abgelehnt wurde. – Wichtige Hinweise: 1. Die Hasen sind deshalb Riesenhasen, weil die Tubbies am Set so gro&szlig sind. 2. Tinky Winky darf nicht Stinky Winy geschrieben werden. 3. Ursprünglich wurden die Tubbies um 7:15 Uhr ausgestrahlt (wenn ich mich richtig erinnere, im Rahmen der Show »The Big Breakfast«), aufgrund der Beschwerden von Eltern wurde der Sendetermin aber auf die Zeit zwischen 9 und 10 Uhr vormittags verschoben – was ihnen das Leben rettete. Um dies Zeit kotzte nämlich das 24-Stunden-Partyvolk, das nach einer langen Nacht langsam vom Speed herunterkam, zu Hause auf dem Sofa, trank Mangosaft und amüsierte sich gro&szligartig bei den Teletubbies. Und erst als ihnen von diesem Teil der Gesellschaft Beifall gespendet worden war, stellte sich auch der Erfolg in den Familien ein. Der Dank gebührt also den Drogen und den Erfindern der Tubbies.

La Monte Young Fragen Sie doch John Cale und Tony Conrad. (Wo ist die Setlist, Monte?) Gibt es bestimmt auch heute noch auf K7 und als Download.

Las Ketchup Ah say yeah, yeah, huh, oolaoola oops. Wahrscheinlich die letzte wirklich populäre und originelle choreografische Idee seit Michael Jacksons »Moon Walk«.

Leadbelly Wussten Sie, dass Leadbelly am liebsten die 12-saitige Akustikgitarre spielte? (Kennen Sie die Tutorials von Pete Seeger? Vielleicht wird diese Reihe sogar neu aufgelegt.)

Timothy Leary Uni-Professor, LSD-Promoter und krautgerockter Cosmic Joker im Schweizer Exil. Hat in den 1990ern auch eine tolle Dance-Maxi mit The Grid veröffentlicht. Ich frage mich, ob seine Verwandten noch immer prozentuell an den Rezepten beteiligt werden. Schreiben Sie uns doch bitte, wenn Sie es wissen! (Ebenfalls auf DVD und als Download erhältlich.)

Leather Nun Die Vordenker von Turbonegro! Veröffentlichten ihre ersten Stooges-Metamorphosen auf Throbbing-Gristles Industrial Records und coverten später in stringenter Logik Abbas »Gimme, Gimme,Gimme (A Man After Midnight)« als ledergewandete Darkroom-Elegie.

Sheridan Le Fanu Schrieb mit dem auf einem Schloss in der Steiermark spielenden Roman »Carmilla« (1872) den »Vampyros Lesbos« Prototyp schlechthin. Siehe auch Amanda Lears »Blood & Honey«.

The Legendary Stardust Cowboy So was wie die Weltraum-Version von Hasil Adkins. Aber immerhin verwendete die NASA in den 1960ern seinen akustischen Wahnsinnsanfall »Paralized« als Wake-up Call bei Raummissionen.

Led Zeppelin Ohne Led Zeppelin kein Acid House! »Als ich >l’ve Lost Control< von Sleezy D produziert habe, da war so Geschrei drauf. Ich wollte irgendwie die Stimmung alter Led-Zeppelin- und Black-Sabbath-Platten hinkriegen. Daher kommt der Name »Acid Tracks<.« (Marshall Jefferson im Gespräch mit David Toop, 1988)

Klaus Lemke Münchner Filmemacher (entdeckte u.a. Cleo Kretschmer und Dolly Dollar), der mit »Rocker« 1971/72) einen der besten semidokumentarischen Streifen ever machte. Ein gerade aus der Haft entlassener Kiez-Motorrad-Rocker (schaut aus wie Ron Asheton von den Stooges) und ein jugendlicher Ausrei&szliger als Odd Couple. Dazu jede Menge Ärger (vor allem mit schick gekleideten Zuhältern) und die Musik (Rolling Stones, Santana, Elvis, Them, Led Zeppelin).

Lemmy (Motörhead) Preis für den zutreffendsten und lustigsten Blindfold-Test, der je im »Wire«-Magazin erschienen ist. Ex aequo mit Derek Bailey.

Larry Levan Begann (wie auch Frankie Knuckles) seine Prä-Paradise-Garage-DJ-Karriere im Continental Baths, dem berühmtesten schwulen Badehauskomplex New Yorks. Damals als Live-Act mit von der Partie: Bette Midier (die hier ihren Durchbruch feierte) und ihr Pianist – ein gewisser Barry Manilow!

H.G.Lewis Der »Wizard of Göre« brachte mit Filmen wie »Blood Feast« (1963) und »2000 Maniacs« (1964) Blut und Beuschel in »Blood Color« auf die (Drive-in-)Kinoleinwände. Unübertroffen sein 1965er Psychogramm »Color Me Blood Red« über einen Maler, der Blut statt Farbe braucht, um von der Muse geküsst zu werden. Erweiterte 1968 mit »She-Devils On Wheels« Russ Meyers »Faster, Pussycat! Kill! Kill!« (1966) um ein paar Brutalitäten mehr. Der Titelsong (»We are hellcats nobody likes/Man-eaters on motorbikes«) wurde von den Cramps gecovert.

Jerry Lewis Ist in Frankreich extrem populär, was amerikanische Kritiker und Intellektuelle zur Verzweiflung treibt, können sie doch keine Verbindung zwischen Jerry Lewis und der Nouvelle Vague erkennen, dabei war sogar Gilles Deleuze ein gro&szliger Fan von Benny Hill und versäumte keine Folge seiner Show. Die »nur« neurotische Hälfte von »Psycho«-(M)Other-Boy Norman Bates …

Jerrry Lee Lewis Hillbilly-Teufelsanbeter (sah immer wieder gro&szlige Feuerbälle auf sich zukommen), der nach durchsoffenen und verhurten Tourneen stets eine Country-Gospel-Platte aufzunehmen pflegte. Nur, irgendwie mochten wir Fats Domino und Bo Diddley schon immer mehr

Liberace Das Mutterschiff aller Las-Vegas-Extravaganzen! Flog gern an Seilen über die Bühne.

Lingerie Was man drunter trägt. Mehr als einmal habe ich die skug-Redaktion davon zu überzeugen versucht, ein ganzes Heft den Dessous zu widmen – mit allen möglichen Tipps, Analysen, kritischen Betrachtungen, Diskussionen, Für und Wider, einem kurzen historischen Abriss, den schönsten Bastelseiten, Gebrauchsanleitungen und vielem mehr … aber es ist verständlicherweise ein sehr heikles Thema. Unabhängig vom Geschlecht dürfte man sich hier einig sein: Man redet lieber über die verdammten neusten Lieblingsalben, während ich es vorziehen würde, mich den neuen Kollektionen zu widmen. Warum also nicht abstimmen? Leserinnen, Fans und alle anderen, bitte bombardieren Sie die skug-Redaktion mit E-Mails (Betreff: Lingerie). Als kleines Dankeschön erhalten Sie einen Unisex-String (mit skug-Schriftzug). Und mit den allerherzlichsten Grü&szligen meinerseits.

Linn Drums Obwohl dieses elektronische Schlagzeug damals wie eine Bombe einschlug, ist es heute fast gänzlich aus den Produktionen und Live-Shows verschwunden (ich könnte mir aber vorstellen, dass Outkast damit arbeiten). Nicht nur, dass es wie bei allen synthetisierten Instrumenten jener Zeit ein ordentliches Delay zwischen Schlag und getriggertem Sound gab, das ganze Drum-Kit wackelte auch wie eine vom Wind gebeutelte Bananenstaude, sobald man auf der Bühne zu wild darauf herumwerkte. Ich muss gestehen, dass ich beiden Effekten doch sehr nachtrauere. Bestimmt kommt einmal die Zeit, wo man all diese Prachtstücke wiederentdecken wird. Ich sage nur: GR700 Gitarren-Synth.

Lipps Inc. »Funkytown«!!! Genuine Kombination aus synthetischer Band und synthetischer Musik.

Rouget de Lisle (»La Marseillaise«) Von ihm stammen Text und Musik der französischen (immer noch revolutionären) Nationalhymne. In den SOern wurde sie von Serge Gainsbourg mit der Reggae-Starband The Wailers und einem gekürzten Text (»Aux armes etc.«) gecovert. Was für eine Provokation, die Marseillaise von Jamaikanern spielen zu lassen und jede Strophe mit einem »etc.« zu beenden! Aber Gainsbourg hatte nicht nur die Hymne gecovert, zum Glück hatte er auch das Originalmanuskript von Rouget de Lisle erworben und konnte somit dem Rest von Frankreich beweisen, dass all diese »etc.« auch im Original enthalten sind. Wirklich!

Little Richard »Es gibt eine Tradition im schwarzen Schwülen-Kabarett, die weit in die 30er Jahre zurückreicht. (…) >One Mint Julep< von den Clovers ist ein Stück, das Esquerita Little Richard auf dem Klavier beigebracht hat. Auch das ist Teil der Musikgeschichte.« (Darius James: »Voodoo Stew«, 2002)

Alan Lomax Visionärer Archivar und Anthropologe, der sich aufmachte, die musikalischen Wurzeln, Materialien und Traditionen seiner eigenen Landseute zu sammeln und aufzuzeichnen, als ob er Stämme in Zentralafrika dokumentieren würde. In mancher Hinsicht ist das mit einem Wiener Studenten vergleichbar, der in Tirol Material über Pygmäen sammelt. Ja, es gibt sie wirklich, ja, sie sind real, ja, sie konnten spielen! – Haben Sie das nicht gewusst?

Dave Lombardo Berühmter Fitness-Club-Manager (der von Zeit zu Zeit auch Musik macht).

Ulli Lommel Fassbinder-Intimus. Drehte 1973 »Die Zärtlichkeit der Wölfe« (mit Kurt Raab als Massenmörder Fritz Haarmann) und 1978 »Blank Generation« (über die damalige CBGB-Szene). Im selben Jahr verwendete Fassbinder Suicides »Frankie Teardrop« bei »In einem Jahr mit 13 Monden«.

Traci Lords Miss World Ultimate Nipples! Noch heute ist es eine himmelschreiende Ungerechtigkeit (neben vielen, vielen anderen, ok): Als man diese Metallplatte mit allen möglichen Symbolen darauf ins Weltall schickte, damit die Au&szligerirdischen einen Eindruck von der Erde bekommen (falls es überhaupt UFOs gibt, die fliegenden Müll sammeln und den Weltraum putzen, nachdem ihn die Menschen verschmutzt haben), wurden Traci Lords‘ Brüste und Brustwarzen überhaupt nicht erwähnt. Hätte sie für jede Masturbation, die sie in Gang gesetzt, zu einem Höhepunkt getrieben und zu einem glücklichen Ende gebracht hat, auch nur einen Cent erhalten, wäre sie heute der reichste Mensch auf unserem Planeten seit dem gro&szligen Bums-Bums. Aber die Menschen sind schwach und nicht fair. Kennen Sie »Control«, ihre 1990erTechno-Single (was glauben Sie, wie Cher und Madonna auf die Idee kamen, elektronische Dancemusic zu machen)? Trat auch in Filmen von John Waters auf (»Cry-Baby«) und ist im TV zu sehen (»Roseanne«). Mehr zu Traci Lords werden sie in unserer skug-Sondernummer#72 finden, auf 184 Farbseiten, mit Poster zum Herausnehmen und letztem Interview.

H.P. Lovecraft Wird gegen die eigenen (xenophoben) Intentionen gelesen zum afronautischen Techno-Visionär. Kostprobe: »In die Länder der Zivilisation kam Nyarlathotep, dunkel, schlank und düster, kaufte er dauernd seltsame Instrumente aus Glas und Metall und kombinierte sie zu Instrumenten, die noch seltsamer waren. Er sprach viel über die Wissenschaften – über Elektrizität und Psychologie.«

Lupino a.k.a. »The Female Hitch«. Sollte als Schauspielerin Bette Davis Konkurrenz machen, weigerte sich jedoch, wurde daraufhin nicht mehr engagiert, nutzte jedoch die freie Zeit zur Weiterbildung. Ergebnis: Drehbuch und Regie beim einzigen, je von einer Frau inszenierten Film Noir (»The Hitch-Hiker«, 1953). Horribler Blueprint aller Autostopper-als-Psychokiller-Filme.

Frankie Lymon Fragte 1955 mit 13 Jahren »Why Do Fools Fall In Love?« und wurde 1968 mit einer Heroinnadel im Arm tot aufgefunden. Doo Wop als Underground von Velvet Underground.

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Text
Alfred Pranzl, Didi Neidhart, Noël Akchoté

Veröffentlichung
25.03.2012

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