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La Passe: C

Eine mathematische Gleichung am Anfang? Aber nicht doch! Die Logik ist für einen wie mich, dem die Zahlenlehre das Schülerdasein verdarb, eine andere. Lernen Sie slawische Sprachen! Dann dürfen auch Sie statt dem S ein C machen! Und klaglos mündete der atemberaubende Sommer in den schlaflosen Herbst. Braindrain jenseits der Schengengrenze. Also werde ich ein bisschen aus der Ex-Heimat geistiger Größen nachberichten und mehr als sonst der Geografie und Politik huldigen ...

CCCP: Kleine Erinnerung an die Olympiaden vor dem Ende der realsozialistischen Ära. Back in The USSR, mit den meisten Medaillen wohl. Wer’s noch nicht kapiert hat: Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Unwiderruflich eingeprägt hat sich beispielsweise: Wiktor Shluktow – sein Name zergeht nach wie vor auf der Zunge! – 1976 in Innsbruck im Eishockeyolympiateam!

Cosmos: Gesegnet sei die sowjetische Flug- und Raumfahrttechnik. Iljuschin, Tupolew, Gagarin und MIR, unvergessen seid ihr!

Cyrill & Method: Den Aposteln der Slawen, die im 7. Jahrhundert wirkten, haben Sie diese zwei Seiten zu verdanken. Die Brüder aus Saloniki führten die slawische Sprache im Gottesdienst ein. Erfinder der Glagoliza, der ältesten slawischen Schrift. (PS: Ich schwindle wieder, das K wird im Englischen zum C).

Christchurch: Um den »Heilsbringer« nicht namentlich erwähnen zu müssen, haben englische Siedler ausgeholfen. Grö&szligte Stadt von Neuseelands Südinsel. Ein Kreuz!

Curie, Marie: Entfernte Verwandte der Chemical Brothers, polnischstämmige Nobelpreisträgerin aus Paris.

Cardinale, Claudia: Italienischer Mythos, feuchter Jugendtraum, mir fehlen die Worte. Dafür spiel ich das »Lied vom Tod«.

Cicciolina aka Ilona Staller: Tja, die Ungarinnen, führend im ältesten Gewerbe. Parlamentarierin im Vor-Berlusconi-Italien. Der radikalen Partei abhanden gekommene Verruchtheit. Star bei Italiens Girlies. Geschieden von Jeff Koons, Streit um das gemeinsame Kind. Gab heuer skuggie Heinrich Deisl ein Autogramm. Dafür sammelt skuggie Didi Neidhart DVDs von Cher.

Chanel, Coco: Geborene Gabrielle Chasnel. Die Mode- und Duftschöpferin schlechthin!

Chelsea: Nicht Hotel, nicht Wiener Musikbühne, sondern der britische Fu&szligballclub, den sich der  russische Oligarch Abramovich unter den Nagel gerissen hat.

Clinton, George & Bill: Wundersame Verdopplung. Beide standen/stehen einem Parliament vor (George in der »Chocolate City«, Bill in Washington, D.C.), doch während George (siehe auch »Cosmos« via »Mothership Connection«), »Be my Dog & I Wanna Be Your Tree« singt, hält Bill Blow Jobs im »Oral Office« kurzerhand für keinen Sex.

Cetinje: Die Üffnung der Balkanregion gen Westen ist gewollt und doch fand im heurigen September relativ unbemerkt die Cetinje Biennale V statt. Schutzherr/Initiator dieser 1991 gegründeten Kunstbiennale ist Prinz Nikola Petrovic Njegos, ein Pariser Architekt und Intellektueller. Eigentlicher König von Montenegro (wäre er gemä&szlig Erbfolge tatsächlich).

Crna Gore: Lernen Sie Serbokroatisch! Pardon, Serbisch oder Kroatisch! Ach ja, die Hauptstadt der Ex-jugoslawischen Teilrepublik hie&szlig Titograd! Nun Podgorica. Und Montenegro (ital. Schwarzer Berg) musste gar auf EU-Anweisung mit Serbien ins Bett. Kurzum: S&M!

Curzon-Linie: George Nathaniel Curzon, 1898-1905 Vizekönig von Indien, Konservativer und Ahnherr ethnischer Vertreibungen, schlug als britischer Au&szligenminister 1919 Grodno-Brest-Przemysl als Ostgrenze Polens vor. Gemä&szlig prozentueller Besiedlung: trotz starker Polonisierung Lembergs war die Landbevölkerung überwiegend ukrainisch. Hitler/Stalin paktierten dies 1939 und 1945 wurde die Westverschiebung Polens durchgesetzt.

Chop/Curtici in der Ukraine bzw. Rumänien, an den Schienensträngen der EU-Au&szligengrenze. In Chop werden die Räder der aus Ungarn bzw. der Slowakei kommenden Eisenbahnwaggons auf die um 89 mm breitere Spur gewechselt. Militärische Präsenz passé, weil Geld mehr Macht verspricht. Und Curtici: Die Tristesse und Armut, die dort bei der erstmaligen Einreise aus Ungarn vor 12 Jahren wie eine Bombe einschlug, ist im Gedächtnis präsent wie Gegenwartsalbanien.

Ceausescu, Nicolae & Elena: Sparten Rumänien zu Tode. Was für ein Paar! Nationalistische Kommunisten mit absoluter Macht, gescheitert wie später Slobo & seine Mira. Elendiglich verreckt im befohlenen Kugelhagel anno des Heilands angeblicher Wiederkunft 1989. Waren sich bereichernden Wendehälsen, die die Zeichen der Zeit erkannten, im Weg.

Chrustchow, Nikita: Der Magier am Rednerpult, sowjetrussischer W.C. Fields, seitdem es hei&szligt: Schuh ist Cult (deren Ex-Sänger nun den Doors vorsingt). Begann die UdSSR vom Stalinismus zu säubern, brüderlicher Freund von Castro & Cuba, wurde jedoch abgesetzt – Breschnew-Ära.

Churchill, Winston/Castro, Fidel: Beide Zigarre schmauchend auf einem Foto in der Titobar in Sarajevo anno 2004 gesehen. Britischer Premier während des 2. Weltkriegs, pokert mit Stalin in Jalta auf der Krim um Europa. Churchill erhielt 1953 den Nobelpreis für Literatur und der Kampfgefährte von Che ist immer noch fidel im Amt!

Chavez, Hugo: Regierungssitz Caracas. Urheber der bolivarianischen Revolution, gie&szligt als Präsident Venezuelas Ül ins Feuer fürs Volk – umfassende Alphabetisierungserfolge. Als smarter Leftist überstand der oftmals Antonio Gramsci und Toni Negri Zitierende sogar ein Amtsenthebungsverfahren, das die demokratische, US-freundliche Opposition 2004 entfachte.

Cumbia: Tanz den Columbus! Akkordeongetriebene Volksmusik von der kolumbianischen Karibikküste. Infizierte zuerst ganz Lateinamerika und dann endlich Europa. Versäumen Sie nicht Stefan Schwieterts Doku »El Acordeón Del Diablo« mit Frauenheld Pacho Rada, der 422 Enkel und Urenkel hat.

Cecil Taylor/Cecil Rhodes: Afroamerikanischer Revoluzzer des Free Jazz mit möglicherweise simbabwischen Ahnen.

CCR/The Cramps: »Bad Moon Rising« beim »Date With Elvis« mit »Songs The Lord Taught Us« am »Graveyard Train«.

Ciccione Youth: Sonic Madonna.

C-Dur: Welch Irrtum. Arabische Maquams beeindrucken doch viel mehr.

Cale, John: The Wilder Side of VU, küsste die Muse Nico wach, produzierte das Debüt der Stooges und spielt darauf seine beste Post-VU-Viola («We Will Fall«).

Can: Deutsche Präzisionsarbeiter, mitverantwortlich für Krautrock als Basis für (UK)-Punk, nicht zuletzt dank östlicher Inspirationsquellen (Gamelan) und fingerfrickeliger Selbstkontrolle (Danke an John Cage) an den jeweiligen Instrumenten!

Cocker, Joe: Absolut uncooler Crooner und im deutschsprachigen Raum Inbegriff für Soul aus des wei&szligen Rockers Kehle . ?berholte einen gewissen Jarvis in der Publikumsgunst selbst ohne aktuelle Tonträger. Jarvis gab zuerst noch den Mister Bean und unterschrieb Autogramme als Joe, löste dann aber Pulp auf, weil er für Joe Cocker gehalten wurde.

Chrome: 1977 gegründete Kultgang aus San Francisco, markierte mit ihrer kruden Mischung aus wütendem Rock- und Elektronik-Lärm die logische Fortführung von paranoider Acid-Psychedelia in sphärische Höhen. Seit 1983 gingen die Chrome-Credits an Damon Edge, aber kraftvollere Leuchtspuren am Acid-Himmel hinterlie&szlig der digitale Säure-Grunger Helios Creed (vgl. skug Vol. 1, Dezember 1990). Im Gegensatz zu Suicide jedoch von der Eelctronic-Community immer noch nicht wieder entdeckt.

Cajmere: Elegante funky Chicago-House-Tracks zwischen Deep House-Kybernetik, Moroder-Sex und Kraftwerk-Psychedelic veröffentlicht der Labelboss von Relief und Cajual unter seinen Aliasnamen Underground Goodies, Green Velvet … Ein grünes Männchen unseres absoluten Vertrauens.

Collins, Bootsie: Der Bassist des Funk (James Brown, George Clinton), auch mit Rubber Band gewaltig!

Chandra, Sheila landete als einzige indische Sängerin der 80er Jahre mit Monsoons »Ever So Lonely« in den britischen Top Ten. Fünf teils zu meditative Solo-Alben folgten.

Coolidge, Rita: Trotz Geburt in Nashville und langjähriger Ehe mit Chris Kristofferson ist die schöne »Delta Lady« indianischer Abstammung mehr dem Genre Pop zugetan.

Crumb, George & Robert: Ikonen des Komponierens (z.B. für Playerpianos) und Comiczeichnens/ Schellacksammelns/Banjo-Mandolinenspiels (Les Primitifs Du Futur).

Chopin, Frédéric & Henri: Eigentlich Fryderyk Szopen. Sohn eines eingewanderten Franzosen und einer Polin, meisterlicher Pianist/Komponist lyrischer Klavierstücke mit von Polonaisen und Mazurken beeinflusster Rhythmik. Der Pariser Henri, der fest dran glaubt, mit dem polnischen Chopin verwandt zu sein, gab das Konzert des Jahres 2004. 10 Minuten Sprach’n’Roll im Porgy &Bess. Fabelhaft!

Cioran, ?mile: Geboren 1911 im rumänischen Rasinari. Litt lange Jahre an Schlaflosigkeit. Philosoph und Schrifsteller, der die Hochzeit des Jazz in Paris erlebte: »Wer braucht schon Plato, wenn  uns ein Saxofon mindestens genau so gut ermöglicht, die Welt mit anderen Augen zu sehen?«.

Celan, Paul: Holocaust-?berlebender, der sich 1971 in Paris das Leben nahm. Sein bekanntestes Gedicht »Die Todesfuge« (1948) mit der bezeichnenden Zeile »Der Tod ist ein Meister aus Deutschland« kennen jung Geborene kaum mehr. Celans nun in eklige Blaufarben getünchtes Geburtshaus steht in …

… Cernovci: Russifizierte Stadt im ukrainischen Teil der Bukowina. Jüdische Diaspora – sehen Sie Volker Koepps Dokumentarfilm »Dieses Jahr in Czernowitz«!

Casablanca: Konferenzort (Roosevelt/Churchill, 1943) und Wirtschaftsmetropole in Marokko. Die 6-Millionen-Stadt verwöhnt mit westlich orientierten Teenagern und einer boomende Produzentenszene. Besuchen Sie die Souks in der Medina. Dann rauscht lauter Wüstenblues um die Ohren. Oder es erfasst Sie das »Rai N’B-Fever« (Label: Son Laser). Gekauft auf Kassette um umgerechnet EUR 1,20. Eleganter Schriftzug: Disco Maghreb Laser!

Côte d’Azur: Birgt das mondäne Pflaster Cannes, in dem jeden März Cineasten aus aller Welt unter sich bleiben.

CSSR: Charta 77! Martina Navratilova und Ivan Lendl! Als Tennis noch faszinierte.

CD: corpse diplomatique. Oberschmuggler von Welt, inklusive Hidden Tracks und jeder Menge Kopierschutz.

support: Didi Neidhart

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Text
Alfred Pranzl

Veröffentlichung
08.09.2011

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