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Lisa Gerrard and Patrick Cassidy

»Immortal Memory«

4AD/Beggars Banquet/Musica

Oh Gott, aber das im bestmöglichen Sinne. Episch trister, doch hoffnungsvoll
frömmelnder Soundtrack zum zerbröselnden State of the World. Damit der
Soundtrack, den der »Herr der Ringe« eigentlich verdient hätte statt dem
Gullimurks von der stählern jungferlichen Gröhlelfe Enya. Ohnehin faszinierend,
zu welch neokonservativen Couch Potatoes des Kulturestablishments die Generation
Goth gewachsen ist. Die australische Mantra-Meisterin Gerrard von Dead Can
Dance, hab sie selig, hat sich da ja ganz ordentlich via Hollywoodscher
Schinkenuntermalung (»Gladiator« mit dem unerträglichen Hans Zimmer, »Intruder«
mit dem großen Pieter Bourke) gemausert. Jetzt wirft sie mit dem klassizistisch
folkloristischen, irischen Komponisten Cassidy Peter Jackson nach, was er
versäumt hat – und baut daraus ein spiritistisch politisches Statement über
global soziale Verfehlungen. Zehn synthwabernde getragene Gebete in Aramäisch,
Gälisch, Altlatein, die ob Arche oder Titanic, Scheiße und Schmerz der NWO
hinter sich lassen wollen, um die »errettenden Himmelstore« zu umarmen. Das
erschlägt einen in all seinem kathedralen Kitsch, vor allem wenn man Jesus
Christus für ein lausiges Klopapier oder eine billige südamerikanische
Schnapsmarke kennt. Doch als stilvolles Gejammer um Erlösung und Wiedergeburt
erreicht es eine faszinierende Vollendung. Alsdann, Gefährten, auf in das Reich
von König George dem Zweiten, dem wahren Sarumanschen Nudelaug, um alle Dollars,
Euros, Cents gleich eimerweise ins Höllenfeuer zu schütten.

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