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Fleet Foxes

»Shore«

Anti Records

Wir befinden uns in den Anfangsstadien der Pandemie, als sich Robin Pecknold, Mastermind hinter der amerikanischen Folk-Pop-Institution Fleet Foxes, in den Entstehungsprozess seines neuen Albums begibt. Das Ergebnis trägt den Titel »Shore« und beherbergt 15 Stücke. Pecknold drängt auf eine baldige Veröffentlichung. Noch im September soll das Album auf den Markt kommen. Ein Grund, warum der Kreativchef diesmal so ganz ohne Bandkollegen zu Werke geht: COVID-19 lässt keine regelmäßigen Treffen zu. Wie gelöst und ungebunden dieser vierte Streich des gebürtigen Seattlers klingt, mag angesichts der Entstehungssituation überraschen. Andererseits sind die Fleet Foxes seit Beginn ihrer Karriere dafür bekannt, Krisen mit einer lebensbejahenden Leichtigkeit zu begegnen. Anders als seine grandiosen Vorgänger »Helplessness Blues« und »Crack-Up« wirkt »Shore« weniger konzeptgeleitet, ja, geradezu leichtfüßig. Der Barde im Flanellhemd kehrt zum Song-Album zurück, dockt an die Stilelemente des Bandkatalogs an und geht doch neue Wege. Was allerdings auffällt: Seit »Crack-Up«-Tagen scheint sich eine neue, gesetztere Art der Wärme in den Sound zu schleichen. Eine, die mit viel Hall, Raum und Luft die Arme ausbreitet. Robin Pecknold ist auch am Produzentenstuhl angekommen. Das gilt sowohl für Folksongs wie »For A Week Or Two« oder »Thymia«, die für ihre sphärischen Momente fast ausschließlich auf Gesangsharmonien setzen, als auch für einen Song wie »Cradling Mother, Cradling Woman«, der Wanderzirkusatmosphäre verbreitet und deutlicher ins Psychedelische driftet. Wie ehrgeizig hier an einer stimmigen Klangkulisse gearbeitet wurde, zeigt sich auch daran, dass mit Tim Bernandes und Uwade Akhere gleich zwei Gastsänger*innen Lead-Parts übernehmen durften. Die 21 Jahre junge New Yorkerin Akhere schenkt dem Einstiegstrack »Wading In Waist-High Water« wunderbar unbefangen ihre Stimme und allerspätestens nach der zweiten Strophe, wenn der zurückgenommene Song zur massiven Welle wird, weiß man, dass man hier richtig ist. Pecknold vertraut auf sein Handwerk, er vertraut auf das Songschreiben und er vertraut den Songwritern. Immer wieder huldigt er Größen wie Richard Swift, Elliott Smith, David Berman oder auch Brian Wilson. »Though I liked summer light on you / If we ride a winter long wind / Well timeʼs not what I belong to / And Iʼm not the season Iʼm in«, heißt es in »Iʼm Not My Season«. Gerade in schwierigen Zeiten kann es ja hilfreich sein, sich darauf zu besinnen, dass da etwas in einem ist, das selbst dann überdauert, wenn die Umgebung gerade etwas anderes möchte. Musikalisch denkt Pecknold – ähnlich wie die genannten Kollegen – ohnehin in zeitlosen Kategorien. »Shore« macht da keine Ausnahme und schafft Momente, die bleiben.

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