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Cinematic Orchestra

Every Day

Ninja Tune

Still Genius. Seele in Extra-Breitwand. Bernhard Hermann, zart gegart in stark abgeschmecktem, acid jazzendem Wurzelsud. Cinematic steht für eine Einstellung. Und der Feinspitz, mit dem Jason Swinscoes Posse auf ihrem nicht minder meisterlichen Zweitwerk Hand anlegt, verdient alle Kanäle im urbanen Megaplex. 4Hero und auch Red Snapper mögen den Weg vorangegangen sein, Turntablism und Digitalia mit verdichtet schwülem Ensemble-Spiel zu erweitern. Cinematic stürzten aber nie wie diese ab in Fusion-Kitsch oder eklektische Fadesse. Da shmoovt der Cocktail-Träger wie Travis Bickle in extremer Zeitlupe durch den Nebeldickicht der Clubs. Da shake?t die minirockende Post-Rave-Tante wie die sechsarmige Sirene einst Sinbad becircte. Und dem Abschlepp folgt das obligate Vertigo. Kino-Insignien, ohne sie abseits Herrmann groß verorten zu können, hängen tief über dem feinst ziselierten Jazzdickicht. Es ist kaum unterscheidbar, ob jetzt Soullegende Fontella Bass zum Mikro greift oder eine Sample-Eminenz aus der Box dröhnt. Die spielerische Präsenz wird unfassbar wie unnötig vom ProTools-Anteil zu unterscheiden. Kino steht für Überhöhung der Realität. Da ist jedes Mittel recht, ob croonende Mega-Präsenz, hautnahes Sax-Plärren oder abstrakter Klang-Gimmick. Nirgendwo anders spielen Konserve und Mensch so eingängig, so hinreißend zusammen. Larger than Life. Aber klar.

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Text
Paul Poet

Veröffentlichung
21.10.2002

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