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Die Regierung

»Was«

Staatsakt/Caroline International

Album des Jahres bereits im März? Tilman Rossmy sei Dank durch das sechste Studioalbum der mit Unterbrechungen seit 1985 agierenden Band Die Regierung nun gut möglich. Nach dem bereits sehr guten »Raus« (2017) veröffentlichen Staatsakt nun »Was«. Der Titel ist so kurz wie eindeutig vieldeutig, Aussage(n) und Frage(n) zugleich. Trotz ein paar Änderungen des Line-ups – Ivica Vukelic an der Gitarre und Alexander Fürst von Lieven am Schlagzeug neben den eingesessenen Robert Lipinski am Bass und Ralf Schlüter am analogen Synthesizer und Piano – ist alles wie gewohnt. Nur: noch besser. Tatsächlich noch ausgereifter. In »Jedes Kind« heißt es: »Der Gedanke an den Tod quält mich, denn die Hölle ist so schrecklich.« Der gute Mann weiß wohl, wovon er spricht. Zumindest hört es sich so an. Ungemein melancholisch klingen seine Texte, die er da im Sprechgesang mit düsterer, gequälter, rauchiger Stimme und trockenem Humor hinsprechsingt. Was es so schön macht, ihm zuzuhören, ist die völlige Abwesenheit dieser fürchterlichen Altersweisheit, die sich Künstler*innen irgendwann eigentlich gesetzesmäßig aufdrängen. Im Gegenteil, Rossmy ist jung geblieben und hat seine Würde ins Alter mit hineingetragen, die unschuldige Würde eines Jungen mit den typischen Coming-of-Age-Problemchen, die einem guten Menschen bis ins Alter folgen und sensibel für die Probleme der Mitmenschen bleiben lassen. »Ich bin sechs Jahre alt und die Welt ist mein Spielball.« »Glücklich sein kann jedes Kind.« Stimmt ja gar nicht, welches Kind ist schon wirklich glücklich? Das weiß er sicher auch genau. Genau wie er auch genau weiß, was gut ist für ihn: »Ich weiß ganz genau, was gut für mich ist, und ich weiß auch ganz genau, dass ich es immer wieder auch ganz gerne mal vergiss« heißt es in »Was gut für mich ist«. Die Fragen des Lebens bleiben während des Lebens in etwa dieselben, wenn man sie sich denn überhaupt mal stellt, denn all die Menschen, die man trifft, verlangen andere Antworten darauf. Rossmy hat viele dieser Menschen getroffen und viel davon zu erzählen und dem hört man hier sehr, sehr gerne zu.

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