© Jonah Lubin
© Jonah Lubin

Der Mond ist nicht die Antwort auf die Judenfrage

Der deutsche Rabbi Martin Salomonski veröffentlichte 1934 den Roman »Zwei im andern Land«, in dem Israel als Zufluchtsort der Juden auf dem Mond dargestellt wird. skug sprach mit dem Neuherausgeber Alexander Fromm über den schwer fassbaren Autor und dessen Buch.

Martin Meir Salomonski gehörte neben u. a. Leo Baeck zu den letzten Rabbinern, die während der Terrorherrschaft der Nazis in Deutschland blieben und arbeiteten. Wie auch Baeck wurde Salomonski in das damals besetzte Gebiet der Tschechoslowakei ins Lager Theresienstadt deportiert. Beide unterließen es, rechtzeitig auszuwandern, obwohl ihnen die Möglichkeiten dazu – im Gegensatz zu vielen anderen, weniger »Privilegierten« – immer wieder offenstanden. Leo Baecks Leben und Wirken sind sehr gut dokumentiert und die Gründe für sein Ausharren und Kämpfen in Deutschland, mit Blick auf seine liberale, philanthrope und durch einen tiefen Glauben gefestigte Weltsicht, geben ein kohärentes, verständliches Bild ab. Bei Martin Salomonski ist das nicht der Fall. Baeck konnte von der Zeit im KZ berichten, er hatte mit Glück überlebt; Salomonski wurde 1942 in Auschwitz ermordet.

Leben und Wirken in Deutschland

Wie viele seiner jüdischen Zeitgenossen stand Martin Salomonski im Ersten Weltkrieg mit Überzeugung für sein Land ein. Bevor er als Rabbiner für das deutsche Heer tätig war, dissertierte er über den Gemüseanbau in Palästina zur Zeit der Mischna, der Niederschrift der mündlichen Tora, etwa 50–250 nach unserer Zeitrechnung. Überliefert sind aus seiner Zeit als Feldrabbiner Erinnerungen in schriftlicher Form sowie ein Buch zur Seelsorge an der Front. 1928, ein Jahr vor Alfred Döblins »Berlin Alexanderplatz«, veröffentlichte er den Berliner Großstadtroman »Die geborene Tugendreich« (ebenfalls neu herausgegeben von Alexander Fromm), der die Geschichte eines Mädchens in einer jüdischen Kaufmannsfamilie der Zwischenkriegszeit autobiografisch inspiriert erzählt. Es zeichnet das darin geschilderte Milieu aus, dass es trotz des modernen Lebens in der Großstadt den jüdischen Gebräuchen treu bleibt, sie am Leben erhält.

1934 wurde dann der zuvor in der Zeitung als Fortsetzungsroman präsentierte utopische Roman »Zwei im andern Land« erstmals als Ganzes in Buchform veröffentlicht. Er spielt in einem zukünftigen Berlin im Jahre 1953. Die Hauptpersonen sind zum einen der Werbetexter und Erfinder Victor Arago, der eines Tages von fünf Frauen, die den »Club anständiger Leute bilden«, entführt wird, um ihn am Verkauf einer obskuren Erfindung an den »Club der Egoisten« zu hindern. Eine dieser Frauen ist Mica und die beiden verlieben sich. Die »Zwei« des Titels sind ein Liebespaar und das »andere Land« ist Israel. Wie durch ein Wunder werden Mica und Victor während einer Mondfinsternis aus ihrer Umgebung herausgerissen und auf den Mond gesendet, mithilfe der von Kepler erfundenen »Erdbrücke«, einer Art altmodisches Beamen. Die klassische Trope des Deus ex Machina, welcher den Verlauf der Story auf eine gänzlich andere Ebene bringt und dem Protagonisten zu neuen Erkenntnissen verhilft.

Fluchtziel Mond

Der Mond ist nun zur Überraschung von Juden bevölkert und das schon seit langer Zeit. Mica findet heraus, dass der Anführer dieser Zivilisation ihr vor Jahren verschollener, in den 1930er-Jahren geflohener Vater ist. Aus der Bewusstwerdung ihres Jüdischseins entstehen Gespräche und eine Diskussion über die Idee des Judentums und über den Zionismus. Victor, der zuvor noch sehr kritisch eingestellt war, zeigt sich offener für die Idee, dass die Juden ihren eigenen Staat durch eigene Hand errichten. Das Buch endet mit einem Neuanfang der »Gesamtjudenheit«: Alle verbliebenen Juden der Erde ziehen während einer folgenden Mondfinsternis auf den Mond.

»Zwei im andern Land« ist geschichtlich zu Beginn eines Genres zu verorten, das alternative Lebensräume des zersplitterten und mit der Wahrung und Neufindung seiner Identität ständig beschäftigten jüdischen Volkes verhandelt. Martin Salomonski macht die Suche nach Identität, dem Jüdischen und einem Ort zum Leben zum Schwerpunkt des Romans. 1896 veröffentlichte Theodor Herzl den »Judenstaat« mit dem Untertitel »Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage«. Sechs Jahre später erschienen in seinem Roman »Altneuland« diese zuvor aufgeworfenen Ideen in einer fiktiven Form: ein spekulativer Versuch, die sogenannte »Judenfrage« imaginär zu lösen. Viele Jahre später veröffentlichte Michael Chabon den Roman »Die Vereinigung jiddischer Polizisten« (2007), in welchem er die Idee, Juden besiedeln Alaska, literarisch verarbeitet. Um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Salomonski war lange »verschollen«. Neu-Herausgeber Alexander Fromm berichtet in einem Gespräch, wie es dazu kam, dass er wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen sollte.

Martin Salomonski: »Zwei im andern Land«, Titelgestaltung von 1934 © Weltalf, Wikimedia Commons, gemeinfrei

skug: Wie bist du auf das Buch gestoßen? Was hat es für dich so interessant gemacht?

Alexander Fromm: Da muss ich etwas weiter ausholen. Eine Zeitlang wohnte ich in Frankfurt an der Oder, weil ich an der Viadrina studiert habe. Die jüdische Gemeinde war gleich um die Ecke, maximal fünf Minuten von meiner Studentenbude entfernt. Der eigentliche Kontakt kam aber über meinen Vater zustande, der sich dort bei der Einrichtung eines Museumszimmers engagiert hat. Die Gemeinde wollte dann mit mir ein Faltblatt über einen gewissen Martin Salomonski machen. Salomonski war zwischen 1910 und 1924 Rabbiner in Frankfurt. Hierfür bekam ich einen USB-Stick mit einem Ordner beträchtlicher Größe überreicht. Neben einigen Fotos und Dokumenten enthielt der Ordner die gescannten Bücher von Salomonski, darunter seine zwei Romane. Für das Faltblatt waren die nicht relevant, ich habe sie dennoch gelesen und gestaunt. Eine jüdische Diaspora auf dem Mond! In einer Geschichte von 1933! Die muss man unbedingt neu auflegen! Dann lief die finnische Alternativwelt-Klamotte »Iron Sky« mit den Mond-Nazis auf der Berlinale und die Idee war für mich erstmal »verbrannt«. Bis zum Corona-Lockdown. Da hatte ich so viel Zeit für mich, dass ich den Romantext Buchstabe für Buchstabe abgetippt habe. Es gibt zwar Texterkennungsprogramme, aber die waren zum Haareraufen schlecht.

Was für eine Person war Rabbi Salomonski?

Martin Salomonski war eine interessante Type, jemand mit Ecken und Kanten, den man nicht sofort erfasst als Persönlichkeit. Er ist in Berlin direkt am Alexanderplatz aufgewachsen und hat wie Schinkel und Bismarck am Gymnasium zum Grauen Kloster sein Abitur abgelegt. Seine Doktorarbeit hat er über den Gemüseanbau zur Zeit der Mischna geschrieben, darin geht es beispielsweise um die Wirkung von Spargel und Knoblauch (»Vom Knoblauch wird mancherlei gerühmt: Es wurde angenommen, dass er sättige, erwärme, das Gesicht glänzend mache, die Würmer in den Eingeweiden töte, Liebe befördere und Hass vertreibe.«) Im Ersten Weltkrieg war er freiwillig als Feldrabbiner tätig, darüber hat er auch eine Art Tagebuch veröffentlicht. Salomonski war Jude, aber auch kaisertreu und deutschnational – was damals nicht selten, aber für mich völlig neu war. Bei manchen Formulierungen in seinem Kriegstagebuch stellten sich mir die Nackenhaare auf.

Auf mich zumindest macht er den Eindruck, nicht nur philosophisch sehr belesen zu sein, sondern auch äußerst liberal eingestellt. Ein Mann wird von fünf Frauen entführt. Das klingt mir nicht nach einer klassischen Abenteuergeschichte!

In der Tat! Aus seiner ersten Ehe mit Paula Baruch, die vermutlich an der Spanischen Grippe gestorben ist, hatte er vier Töchter. Er hat also lange in einem reinen Frauenhaushalt gelebt. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass er den Romanbeginn in Zusammenarbeit mit seinen Töchtern gesponnen hat. Diesen Eindruck bekam ich zumindest während des Lesens. Andere Dinge haben sich mir erst lange nach der Lektüre erschlossen, zum Beispiel die sogenannte Keplerbrücke, auf der die Juden zum Mond gelangen. Ich wusste nicht, dass der Astronom Johannes Kepler eine der ersten wirklichen Science-Fiction-Geschichten geschrieben hat. Sowas lernt man ja nicht in der Schule.

Weiß man denn, wie Salomonski zu dieser Art Literatur fand? Gibt es Hinweise zu seinem Leseverhalten?

Dazu weiß ich nichts. Ich kenne von ihm keine Tagebucheintragungen oder Bibliotheksausweise. Vielleicht hat er Paul Linckes traumhafte Operette »Frau Luna« besucht oder Fritz Langs Stummfilm »Frau im Mond« von 1929 in einem Ku’damm-Kino gesehen. Berlin hatte sogar bis 1933 einen Lunapark, der dann von den Nationalsozialisten abgerissen wurde. 

Wie waren die Umstände der Veröffentlichung des Buchs? Salomonski entschied sich ja zuerst für die Nutzung eines Pseudonyms …

Die Geschichte wurde ursprünglich als Fortsetzungsroman in der jüdisch-liberalen Zeitung abgedruckt, von Juni bis Dezember 1933, also unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Ich glaube, er hatte die Geschichte noch nicht fertig, sondern parallel zur Veröffentlichung weiterentwickelt. Es gab auch zwei bis drei Unterbrechungen, bei denen die Leser auf die nächste Ausgabe vertröstet wurden. Vielleicht war Salomonski krank, eingebunden oder hatte eine Schreibblockade. Im darauffolgenden Jahr erschien »Zwei im andern Land« dann auch in Buchform.

Gab es damals von jüdischen Stimmen Reaktionen auf die Veröffentlichung?

Es gab einige wohlmeinende Besprechungen wohlgesinnter Stimmen aus der jüdischen Community. Ich habe sie der Neuausgabe des Romans hinzugefügt. Besprechungen aus nicht jüdischen Zeitungen konnte ich hingegen nicht entdecken.

Obwohl die Situation für Jüdinnen und Juden bereits ohne jede Hoffnung war, so scheint es, entschied sich Salomonski lieber für die Reise zum Mond als nach Palästina. Wie schätzt du das ein?

Das ist für mich immer ein Rätsel geblieben. Seine vier Töchter aus erster Ehe haben Deutschland rechtzeitig verlassen und somit die Shoa überlebt. Salomonski selbst blieb bis 1942 als Rabbiner in Berlin und wurde später mit seinen beiden Kindern aus zweiter Ehe deportiert und im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Manchmal wünscht man sich einen Kanal, über den man mit den Toten reden kann. Ich hätte ihn gern so einiges gefragt.

Ich musste an die Geschichten assimilierter Juden denken, die begeistert in den Krieg zogen und denen es später umso schwerer fiel, den Rückfall in die Barbarei zu akzeptieren, zu akzeptieren, dass die Gesellschaft, in der sie sich sicher fühlten, der sie patriotisch angehörten, nicht mehr die war, an die sie vorher noch glaubten.

Genauso ähnlich denke ich auch. Man dachte, man wird von der Mehrheitsgesellschaft als gleichrangig akzeptiert, wenn man sich anpasst. Manche waren dabei patriotischer als die Patrioten und zogen begeistert in den Ersten Weltkrieg. Ich habe mal ein Buch über die Entstehung des Wertheim-Kaufhauses gelesen. Georg Wertheim hat sich ja auch mit dem deutschen Kaiser gut gestellt und sogar dessen Steingut-Produkte (es gab eine kaiserliche Manufaktur) verkauft, weil er hoffte, dadurch akzeptiert zu werden. Dem Kaufhaus hat es nicht geschadet, aber Wertheim selbst hat es nichts genützt.

Was macht das Buch für dich noch heute lesenswert?

Ich lese gern historische Science Fiction bzw. utopische Literatur als Eskapismus-Angebot. Dabei erscheint mir die Gegenwart in einem anderen Licht. Seit dem 7. Oktober 2023 hat das Buch eine ungeahnte Aktualität bekommen. Das Unbehagen in der Kultur, das die Juden im Roman empfinden, der Wunsch nach einer sicheren Heimat, sind plötzlich wieder spür- und hörbar.

So komplex das Buch auch ist: Was nimmst du für dich daraus mit?

In meiner Kindheit gab es einen Schlager von Roland Kaiser, dem man nicht entkam: »Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn ihm die schöne Nachbarin gefällt.« Mein kindliches Gehirn machte beim Nachsummen aus irgendeinem Grund daraus: »Wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.« So habe ich das bis heute abgespeichert. (Anm.: Der Schiller hat’s erfunden und gut, dass Fromm junior »Wilhelm Tell« abspeichert statt Roland Kaiser.) Im Roman wandert das »Weltjudentum« komplett zum Mond aus, um sich ein lunares Israel aufzubauen. Ende gut, alles gut – wie im Märchen. Salomonski bleibt auch als Erzähler ganz Rabbiner, denn in seiner Geschichte hilft der liebe Gott mit. Liest man den Roman hingegen als Science-Fiction-Literatur, dann fragt man sich schon, wie es weitergehen könnte. Mond und Erde sind kosmische Nachbarn; die alten Probleme werden irgendwann mit modernen Raketen eingeholt. Vielleicht schreibt ja jemand die Fortsetzung: »Drei im andern Land«.

Und die Beantwortung der »Judenfrage«, die Auslegung des Zionismus sind so aktuell wie lange nicht …

Wie auch immer die Antwort lauten wird, der Mond ist es nicht!

Rabbi Martin Salomonski: »Zwei im andern Land«, herausgegeben von Alexander Fromm, Berlin 2021, 228 Seiten, € 16,00

Parallelen zum Leben Leo Baecks

Um die Beweggründe für Martin Salomonskis Handeln ein wenig besser zu verstehen, hilft es vielleicht, sich die Lebensumstände des Rabbiners Leo Baeck, dessen Leben sich quasi parallel und ähnlich zu dem von Salomonski in Berlin abspielte, ein wenig vor Augen zu führen: 

Am Tag der deutschen Kriegserklärung, dem 1. August 1914, veröffentlichen der Verband der deutschen Juden und der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens eine eindringliche Erklärung. Darin heißt es unter anderem: »Dass jeder deutsche Jude zu den Opfern an Gut und Blut bereit ist, die die Pflicht erheischt, ist selbstverständlich. Glaubensgenossen! Wir rufen euch auf, über das Maß der Pflicht hinaus eure Kräfte dem Vaterlande zu widmen!« 

Etwa 100.000 Juden dienten im Heer, allein 80.000 davon an der Front. Einer derjenigen war eben auch Leo Baeck, der in der deutschen Gesellschaft und der Gesellschaft der Juden tief verankert und Vorsitzender wichtigster Verbände war – er wurde u. a. 1933 Präsident der Reichsvertretung der deutschen Juden und damit zum Sprachrohr vieler Jüdinnen und Juden verschiedenster Herkunft, Stände, religiöser und politischer Ausrichtungen. Er wuchs in einer gutbürgerlichen, bildungsnahen Welt auf, verband in seiner Arbeit Wissenschaft und Glaube, ignorierte jedoch Tagespolitik weitestgehend. 

Geleitet vom Pflichtbewusstsein

Etwas überraschend scheint, dass Baeck sich als jüdischer Deutscher der Idee eines jüdischen Staates in Palästina nicht verschloss. Zwar war er nie Mitglied einer zionistischen Organisation, jedoch weigerte er sich, eine Protestnote gegen den Ersten Zionistenkongress in Basel zu veröffentlichen. Nach der Dreyfus-Affäre, später dem Mord an Rathenau sowie den Pogromen an Juden im Berliner Scheunenviertel kam er zu der Einsicht, dass die Zukunft für das Judentum in Deutschland nicht mehr existieren sollte. Schon 1933 war ihm klar, dass das Elend des Nationalsozialismus nicht von kurzer Dauer bleiben würde. 

Doch statt zu fliehen, was ihm immer wieder nahegelegt wurde, blieb Baeck, der von seiner Aufgabe und Verantwortung als Seelsorger einerseits und Vermittler zwischen Judenheit und der Nazi-Regierung andererseits nicht abzubringen war. Er beteiligte sich an der Errichtung und Organisation von privaten Schulen für die von regulären Einrichtungen ausgeschlossenen Juden; bis 1938 baute die unter ihm handelnde Reichsvertretung ein Schulsystem auf, das auch Lehrgänge für Unterrichtende durchführte. Zudem trieb er durch seine Kontakte die Auswanderung der Fluchtwilligen voran. 

Seine wichtige Stellung ermöglichte ihm eine gewisse Freiheit und einen gewissen Einfluss auf die mit ihm im Austausch stehenden Nazis. Er war sich seines Einflusses stets sehr bewusst, stärkte durch sein entschlossenes Handeln den in Deutschland verbliebenen Menschen und später in Theresienstadt Internierten den Rücken und spendete bis zuletzt Trost. Wer nicht floh, war entweder zu arm, zu vertrauensselig ins Vaterland oder, wie Baeck selbst, vom Pflichtbewusstsein geleitet.

Eskapismus-Möglichkeit Science Fiction

Man kann nun die These aufstellen, dass es bei Salomonski, der ebenfalls lange in Deutschland blieb und auch noch in Theresienstadt als religiöser Vertreter der guten Sache diente, vielleicht ähnlich war. Eine Aussage aus dem Jahr 1901 stützt diese These: »Ich bin festen Willens, in meinem späteren Leben mich allein von den Gefühlen allgemeiner Menschenliebe leiten zu lassen. In meinem Beruf hoffe ich, das Rechte erwählt zu haben.« 

Doch wieso er sich in seinem Buch statt für die Flucht nach Palästina, das zu der Zeit durchaus ein von vielen angestrebtes Ziel war, literarisch für eine Umsiedlung zum Mond entschied, den Zionismus in gewisser Weise umging, lässt Fragen offen. Kritiker warfen ihm vor, zu romantisieren während einer Zeit, in welcher Kräfte eigentlich woanders gebraucht würden. Etwas wohlwollender könnte man meinen: Hier ist ein Mann, Vater von vier Kindern, schlichtweg verzweifelt und sucht sich in der Literatur, der Science Fiction, eine Eskapismus-Möglichkeit. Und genau diese offenen Fragen macht diesen Roman und die Person, die ihn erschuf, so interessant.

Hannah Arendt sagte im Dezember 1941, dass man vor Antisemitismus nur noch auf dem Mond sicher sei. Der Satz scheint schlecht gealtert, betrachtet man die derzeitige Lage der Weltgemeinschaft und den grassierenden, strukturellen und direkt-manifesten Antisemitismus derjenigen, denen der Planet Erde längst nicht mehr genug ist.

Link: https://www.vergangenheitsverlag.de/shop/Zwei-im-andern-Land-Roman–Ein-Buch-von-Rabbi-Martin-Salomonski-157.htm

favicon

Unterstütze uns mit deiner Spende

skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an den Empfänger: Verein zur Förderung von Subkultur, Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria. Vielen Dank!

Ähnliche Beiträge

Nach oben scrollen