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Comunidad Internacional #3

Latin, Salsa & Timba. Dem erfreulichen Konzert von DAVID CALZADO Y LA CHANGARA HABANERA im Wiener Floridita Ende Jänner war ein neues Album, »Buena Honda« (»kubanische« Vorabkopie), vorausgegangen: Es fällt gegenüber »Soy Cubano, Soy Popular«, dem Meilenstein von 2003, klar ab – falls man nicht ein ausgesprochener Liebhaber von Latin-Lover-Songs ist. Einige karibische Crossover-Songs, u.a. auch ein gemäßigter Reggaeton-Verschnitt, rechtfertigen den Kauf aber durchaus auch für Fans moderner Salsa & Timba … Jeder Kuba-Aficionado weiß, wie schwierig es ist, die neuesten Alben in Österreich zu bekommen. Umso erfreulicher, dass der große kubanische Pianist CESAR »PUPY« PEDROSO hier sozusagen eine ständige Vertretung hat. Von seinen vier Soloalben sind drei via Extraplatte zu beziehen: »De la Timba a Pogolotti«, »Timba. The New Generation of Latin Music« und – aktuell – die grandiose »El Buenagente« (Timba/Tropical). Pupy war zusammen mit Juan Formell (Bandleader von Los Van Van) federführend an den wichtigsten musikalischen Neuerungen kubanischer Musik der letzten 30 Jahre beteiligt. 2002 stieg er bei Los Van Van endgültig aus, um sich ganz seiner eigenen Karriere zu widmen. »Timba. The New Generation of Latin Music« rechtfertigte diesen Schritt rundum. Allerdings muss hier angemerkt werden, dass dieses Album nicht die Vitalität von »Que Cosas Tiene la Vida« hatte, das in den EGREM-Studios in Kuba mit denselben Songs aufgenommen wurde. Was meines Erachtens vor allem damit zu tun hatte, dass die in Deutschland eingespielten Songs im Schnitt um ca. eineinhalb Minuten kürzer waren. Das Korsett gelockert, exerzieren »Pupy« Pedroso y Los Que Son Son auf »El Buenagente« wieder in bewährt straighter Manier zumeist uptempo das Beste, das Kubas Musik zu bieten hat: Swing, gespielt von einer Bigband, die neben einem kochenden Percussion-Set (wieder dabei: Changuito) und einer kräftigen Bläser-Section auch einige der derzeit besten kubanischen Sänger präsentiert. Pupy hat auch gleich eine Palette neuer Songs geschrieben; außer seinem großen Hit »Disco Azucar« gibt es nur neue Kompositionen … Merengue. Danza y Movimiento veröffentlicht Vol. 16 seiner Latin-Coverversion-Serie »VAMOS!« (Ixthuluh): Wie gewohnt bringt die Compil die verdichtete Essenz aktueller Merengue-Hits, die allerdings einen starken kolumbianischen Touch haben. Harmonien und Arrangements muss der geneigte Hörer hinter den teils superschnellen Riddims erst einmal heraushören; aber keine Angst, es ist alles da: Breaks, Tempi-Wechsel, Bläserarrangements, Solos – und jede Menge Corazon. Eine euphorische Compil karibischer Dance-Manie … Brasilien. Während in Rio funkiger Old-School-Rap aus den Favelas nun auch den Soundtrack für die Glitzerdiscos der südlichen Metropole abgibt, ist in äquatorialen Breiten ein starker Reggae-Beat definitiv das (neue) Ding. Das hört man durchwegs auch auf der neuen CD von DJ DOLORES, der aus Recife kommt. Sein erstes Album »Contraditório?« tangierte mich mit »radikalen« Electro-Experimenten lokaler Rhythmen nur partiell; das neue, »Aparelhagem« (Crammed/ZYX), ist dagegen leichter, beschwingt, »folkloristisch«, wenn man so will. Ein ergreifendes Album, das alle möglichen Stile von Ska, Reggae und Dub bis HipHop und D’n’B auf klassische brasilianische Musik wie Samba oder Maracatú anwendet. Vom Line-up her ein um diverse Instrumente erweiterter, swingender DJ-Set, jeder Song eine runde Sache, eine Perle … Von der Grenze zu Argentinien, ein paar hundert Kilometer südlich, kommt ein anderes bemerkenswertes Album bzw. dessen Musik, weil »Gauchos« (Quinton/Edel) von RENATO BORGHETTI und seinem Quartett (inkl. Gastauftritten von Alegre Correa) hier in Wien produziert wurde. Der Titel der CD sagt, wo es langgeht: Das Album beginnt mit einer runden Milonga, einer ländlichen »Cousine« des Tango, die neben Brasilien wohl auch Argentinien für sich beanspruchen wird. Borghetti ist ein Virtuose auf dem Akkordeon, und dieses Instrument dominiert (neben den Gitarren) auch die meisten Lieder, schöpft die ganze mögliche Palette von der Schwere des Tango bis zum Swing der Polka aus. Es ist dem Feingefühl des Maestro und seiner Begleiter an Gitarren, Flöte und Saxophon (und wohl auch dem Gefühl für jazzige Arrangements) zu verdanken, dass dieses Album alles andere als ein Showdown an Virtuosität wurde (was sozusagen in der Natur des Instruments liegen würde), sondern immer subtil die Sentimente auslotet (live im Wiener Birdland: 22.-26. März). Reggae/Oriental. In einer Wiener Shopping Mall spielt der CD-Verkaüfer eine Reggae-Orient-Fusion, die die beiden Genres vermischt, als seien sie immer schon benachbarte Kulturen mit gemeinsamen Berührungspunkten gewesen – erstaunlich. Ich frage. Das ist ein Türke und der GENTLEMAN, sagt er und zeigt mir das Cover einer Maxi. Die beiden spielen heute in irgendeiner Türken-Disco. Aber er weiß nicht wo. Der Türke heißt MUSTAFA SANDAL, der Song, der auf der Maxi in sieben Versionen (plus Video) zu hören ist, heißt »Isyankar« (Universal) und ist einer jener raren Glücksfälle eines 100 Prozent gelungenen Crossover-Hits; geschrieben haben ihn Sandal und PANJABI MC gemeinsam, Letzterer hat auch einen eigenen Mix dazu gemacht. Am liebsten höre ich allerdings den kantig hip-hopigen »DJ Friction Club Mix« und den bittersüßen »Meltdown Mix«. ¡Que linda!

Latin, Salsa & Timba. Dem erfreulichen Konzert von DAVID CALZADO Y LA CHANGARA HABANERA im Wiener Floridita Ende Jänner war ein neues Album, »Buena Honda« (»kubanische« Vorabkopie), vorausgegangen: Es fällt gegenüber »Soy Cubano, Soy Popular«, dem Meilenstein von 2003, klar ab – falls man nicht ein ausgesprochener Liebhaber von Latin-Lover-Songs ist. Einige karibische Crossover-Songs, u.a. auch ein gemäßigter Reggaeton-Verschnitt, rechtfertigen den Kauf aber durchaus auch für Fans moderner Salsa & Timba … Jeder Kuba-Aficionado weiß, wie schwierig es ist, die neuesten Alben in Österreich zu bekommen. Umso erfreulicher, dass der große kubanische Pianist CESAR »PUPY« PEDROSO hier sozusagen eine ständige Vertretung hat. Von seinen vier Soloalben sind drei via Extraplatte zu beziehen: »De la Timba a Pogolotti«, »Timba. The New Generation of Latin Music« und – aktuell – die grandiose »El Buenagente« (Timba/Tropical). Pupy war zusammen mit Juan Formell (Bandleader von Los Van Van) federführend an den wichtigsten musikalischen Neuerungen kubanischer Musik der letzten 30 Jahre beteiligt. 2002 stieg er bei Los Van Van endgültig aus, um sich ganz seiner eigenen Karriere zu widmen. »Timba. The New Generation of Latin Music« rechtfertigte diesen Schritt rundum. Allerdings muss hier angemerkt werden, dass dieses Album nicht die Vitalität von »Que Cosas Tiene la Vida« hatte, das in den EGREM-Studios in Kuba mit denselben Songs aufgenommen wurde. Was meines Erachtens vor allem damit zu tun hatte, dass die in Deutschland eingespielten Songs im Schnitt um ca. eineinhalb Minuten kürzer waren. Das Korsett gelockert, exerzieren »Pupy« Pedroso y Los Que Son Son auf »El Buenagente« wieder in bewährt straighter Manier zumeist uptempo das Beste, das Kubas Musik zu bieten hat: Swing, gespielt von einer Bigband, die neben einem kochenden Percussion-Set (wieder dabei: Changuito) und einer kräftigen Bläser-Section auch einige der derzeit besten kubanischen Sänger präsentiert. Pupy hat auch gleich eine Palette neuer Songs geschrieben; außer seinem großen Hit »Disco Azucar« gibt es nur neue Kompositionen …

Merengue. Danza y Movimiento veröffentlicht Vol. 16 seiner Latin-Coverversion-Serie »VAMOS!« (Ixthuluh): Wie gewohnt bringt die Compil die verdichtete Essenz aktueller Merengue-Hits, die allerdings einen starken kolumbianischen Touch haben. Harmonien und Arrangements muss der geneigte Hörer hinter den teils superschnellen Riddims erst einmal heraushören; aber keine Angst, es ist alles da: Breaks, Tempi-Wechsel, Bläserarrangements, Solos – und jede Menge Corazon. Eine euphorische Compil karibischer Dance-Manie …

Brasilien. Während in Rio funkiger Old-School-Rap aus den Favelas nun auch den Soundtrack für die Glitzerdiscos der südlichen Metropole abgibt, ist in äquatorialen Breiten ein starker Reggae-Beat definitiv das (neue) Ding. Das hört man durchwegs auch auf der neuen CD von DJ DOLORES, der aus Recife kommt. Sein erstes Album »Contraditório?« tangierte mich mit »radikalen« Electro-Experimenten lokaler Rhythmen nur partiell; das neue, »Aparelhagem« (Crammed/ZYX), ist dagegen leichter, beschwingt, »folkloristisch«, wenn man so will. Ein ergreifendes Album, das alle möglichen Stile von Ska, Reggae und Dub bis HipHop und D’n’B auf klassische brasilianische Musik wie Samba oder Maracatú anwendet. Vom Line-up her ein um diverse Instrumente erweiterter, swingender DJ-Set, jeder Song eine runde Sache, eine Perle … Von der Grenze zu Argentinien, ein paar hundert Kilometer südlich, kommt ein anderes bemerkenswertes Album bzw. dessen Musik, weil »Gauchos« (Quinton/Edel) von RENATO BORGHETTI und seinem Quartett (inkl. Gastauftritten von Alegre Correa) hier in Wien produziert wurde. Der Titel der CD sagt, wo es langgeht: Das Album beginnt mit einer runden Milonga, einer ländlichen »Cousine« des Tango, die neben Brasilien wohl auch Argentinien für sich beanspruchen wird. Borghetti ist ein Virtuose auf dem Akkordeon, und dieses Instrument dominiert (neben den Gitarren) auch die meisten Lieder, schöpft die ganze mögliche Palette von der Schwere des Tango bis zum Swing der Polka aus. Es ist dem Feingefühl des Maestro und seiner Begleiter an Gitarren, Flöte und Saxophon (und wohl auch dem Gefühl für jazzige Arrangements) zu verdanken, dass dieses Album alles andere als ein Showdown an Virtuosität wurde (was sozusagen in der Natur des Instruments liegen würde), sondern immer subtil die Sentimente auslotet (live im Wiener Birdland: 22.-26. März).

Reggae/Oriental. In einer Wiener Shopping Mall spielt der CD-Verkaüfer eine Reggae-Orient-Fusion, die die beiden Genres vermischt, als seien sie immer schon benachbarte Kulturen mit gemeinsamen Berührungspunkten gewesen – erstaunlich. Ich frage. Das ist ein Türke und der GENTLEMAN, sagt er und zeigt mir das Cover einer Maxi. Die beiden spielen heute in irgendeiner Türken-Disco. Aber er weiß nicht wo. Der Türke heißt MUSTAFA SANDAL, der Song, der auf der Maxi in sieben Versionen (plus Video) zu hören ist, heißt »Isyankar« (Universal) und ist einer jener raren Glücksfälle eines 100 Prozent gelungenen Crossover-Hits; geschrieben haben ihn Sandal und PANJABI MC gemeinsam, Letzterer hat auch einen eigenen Mix dazu gemacht. Am liebsten höre ich allerdings den kantig hip-hopigen »DJ Friction Club Mix« und den bittersüßen »Meltdown Mix«. ¡Que linda!

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