Im Drum’n’Bass geht wieder was – und so gibt’s reiche Ernte, etwa mit DILLINJA PRESENTS »Cybotron« (Valve/ffrr recordings).Da ist es also, das langerwartete Dillinja-Album. Drei Jahre geisterte dieses Projekt durch diverse Infokanäle, selbst für D’n’B-Verhältnisse war die Wartezeit grotesk. Hat sich die Geduld ausgezahlt? Naja, teilweise … natürlich ist jeder Track mit unheimlicher Raffinesse produziert und der patentierte Dancefloor-Style des Bassaddict Dillinja beherrscht auch dieses Album, siehe Boxenkiller-Track »All Aboard«. Dennoch, zwar ein gutes Dancefloor-Album, doch keine neuen Wege werden beschritten, der bekannte Sound verfeinert und auf die Spitze getrieben. Eine weitere bittere Pille: »Nasty WayZ« und vor allem »Never«, die besten Tracks des Albums, gibt???s nur auf der CD-Version. Nächster Patient: J MAJIK PRESENTS »Infrastructure«(Infrared Recordings). J Majik, ein Tausendsassa … Dieser Mann kann alles im Drum’n’Bass. Vom Dancefloor-Slasher (»The Lizzard«) bis zum Vocal-Superhit (»Love Is Not A Game«). Weiters macht er das Label »Infrastructure«, deren zweite Compilation auf meinem Abspielgerät rotiert. Nach der Ende 99 erschienen »Night Visions«-LP ein weiteres kräftiges Lebenszeichen des sympathischen Labels. Weitere Hits sind hier vertreten (»Space Invaders« oder das supersoulige »Solarize«). Label – Urgesteine wie Future Bound liefern ebenfalls solide Ware ab. Schöne Compilation. Es gilt noch immer. OMNI TRIO »Even Angels Cast Shadows« (Moving Shadow). Das von Rob Haight alias Omni Trio eingeführte Eleganz-Edikt. Seit seinen ersten Platten für das Drum’n’Bass-Urgestein Moving Shadow hat sich in der Essenz der Tracks wenig geändert. Nach wie vor ist dies der Meister der Feinmechanik. Soulful und ohne den zeitweiligen Good-Looking-Kitsch, mensch höre zwecks Beweisführung nur »Diffusion Loops« oder »Kinetic«. Zwei Jahre nach »Byte Life Size« ein ähnlich gelagertes, aber eher noch besseres Album. Diese Platte fügt einer wiedererstarkten D’n’B-Szene einen weiteren Höhepunkt 2001 zu. Oxford hat nicht nur eine altehrwürdige Universität, sondern auch CIA Recordings. Auf »Tuned In« geben sich die momentanen D’n’Bass-Wonderboys Total Science die Ehre, und fast alle derzeitigen Hotshots auch. Natürlich stark Oldschool-infiziert rockt dieses Ding drauflos, in einem unwahrscheinlich tightem Dancefloor-tearout. Einfach massiv. Digital & Spirit, auch unter ihrem alias Phantom Audio, Marc Intalex & St. Files, Futurecut, Calibre, das norwegische Wunderkind Teebee und natürlich Total Science selbst gießen auf diesem Album kräftig Öl ins neuentfachte Drum’n’Bass-Feuer. Euphorisch und tight.
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