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Nachlader

»Bock auf Aphorismen«

Labels/EMI

Technisch versiertere Menschen als ich würden sicher sofort wissen was ein Nachlader ist, mich macht erst das Infoblatt schlauer: Der gute alte Commodore-64, der ja für die meisten ein reiner Spielcomputer war, hatte so wenig Speicher, dass man, um auf höherem Level weiterspielen zu können, so genannte Nachlader, verwenden musste. Daniel Baumann alias Nachlader hat in seiner Jugend viel Zeit mit dem C-64 verbracht, und ein wenig klingt »BaA«??? wie eine Reminiszenz an die »einfachen Dinge???(Songtitel).

Nach Streit und Split von seiner Band machte der 31-Jährige sich selbständig, genau genommen hat er aber zwei »stille« Teilhaber – Serge Kool und ein gewisser Svensson an den Drums. Rauskommt ziemlich pfiffiger Elektropop, der sowohl in den Clubs, als auch im Kinderzimmer bestens funktionieren dürfte. Mal fett und basslastig, dann wieder leichtgewichtiger, flüchtiger. Die Melodien kommen ziemlich medioker aus den Lautsprechern gekrochen, macht aber nix, weil das Teil eh verstärkt auf Rhythmus und Rezitativ setzt. Schon in der Schulzeit soll der Nachlader den zweifelhaften Titel »König der Aphorismen« zugedacht bekommen haben; das zeigt, dass das jugendliche Gemüt leicht zu beeindrucken ist, denn die Texte – oft an der Plattitüdengrenze – sind die Achillesferse dieser Frühlingsplatte. Symptomatisch ist der Track »Arbeitsgeld«, der auch in die FM4-Playlist geschlüpft ist, und der so Manchem doch sauer aufgestoßen ist: ???Geld ohne Arbeit sofort! Arbeit ohne Geld niemals«, in Zeiten von Hartz 4 sind solche Lyrics gedankenlos und missverständlich (aber auch provokant!). Ironie bedarf eben auch des gekonnt gezielten Einsatzes und läuft immer Gefahr, missverstanden zu werden. Aber was soll’s, »Man muss ja nicht immer Protestlieder singen…«(Einfache Dinge), und »Uno-Botschafter bin ich ja auch keiner« sagt Baumann dazu.

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Text
Stefan Koroschetz

Veröffentlichung
10.06.2005

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