black country new road_cover
Black Country, New Road

»Ants from Up There«

Ninja Tune

Die traurige Nachricht: Black Country, New Road wird man in der bisherigen Besetzung wohl nicht mehr auf der Bühne oder im Studio erleben, denn Sänger Isaac Wood hat Ende Jänner, kurz vor Release des zweiten Albums, seinen Hut genommen und sich aus gesundheitlichen bzw. privaten Gründen aus Band und Business zurückgezogen. Die gute Nachricht: Mit »Ants from Up There« ist der nunmehr sechsköpfigen Formation aus England einmal mehr ein großer Wurf gelungen, der es mit dem hochgelobten Erstling »For The First Time« aus 2021 durchaus aufnehmen kann und in Sachen Melodie und Text eine noch feinere Klinge beweist. Einen starken Eindruck hinterließen schon die Vorab-Singles »Chaos Space Marine«, »Bread Song«, »Concorde« und »Snow Globes«. Man hört die deklarierten und vermuteten Vorbilder der Band zwischen den Tönen, insbesondere Arcade Fire in ihrer indie-rockigeren, vielleicht auch The National in ihrer post-punkigeren Phase. Wood ist ein formidabler Songschreiber, der von sich selbst gern in der dritten Person spricht (»Isaac will suffer, Concorde will fly«) und mühelos zwischen raffinierten Wortspielen, deepen Songzitaten und vielschichtigen Metaphern hin und her springt, während er seine persönlichen Themen und Geschichten zu Papier bringt. Es bleibt abzuwarten, ob Bassist Tyler Hyde diese Fußstapfen zu füllen vermag oder sich an anderer Stelle ein Ersatz für den ehemaligen Sänger findet – eine Idee wäre z. B. der Londoner Ethan P. Flynn, mit dem die Band schon in einer Live-Version seines Songs »Television Show« eindrucksvoll kollaboriert hat. Es sind aber nicht nur der Gesang und die emotionalen Lyrics, die Black Country, New Road auszeichnen, sondern auch die spannende Komposition und das federleichte Zusammenspiel der verbleibenden sechs Bandmitglieder und ihrer Instrumente, die zwischen klassischem Rock-Equipment (Bass, Gitarre, Drums) und Genre-spezifischen Anleihen (Saxofon, Violine, Keyboard) ein breites Spektrum an musikalischen Werkzeugen auflegen und auf »Ants from Up There« mehr denn je nutzen. Der Stil rangiert zwischen Post-Rock und Post-Punk, Chamber Pop und Traditional Folk, Minimal Music und Smooth Jazz und im letzten Song »Basketball Shoes«, einem Crowdpleaser der ersten Stunde, einfach allem davon in einem epischen 12:37-Minuten-Medley. Schade, dass das in dieser Form nicht mehr so schnell live zu hören sein wird, aber ein schönes Abschiedsgeschenk ist es allemal.

favicon
Nach oben scrollen