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Motorama

»Alps«

Talitres Records

Klarer Fall von schamlos geklaut. Klarer Fall aber auch von: Und?! Schlecht?! Vermutlich würde man das nicht sagen, wenn Vladislav Parshin und Maxim Polivanov, die beiden netten Herren aus Russland, zum Beispiel, sagen wir mal, Fans von Paul Anka wären, und die CD nach dem Buttersandwich-Pop der American-60ies klingen würde. Aber klarerweise ist das nicht das Thema, sondern die gar nicht mal heimlichen Vorbilder hier heißen Joy Division, die frühen New Order, The Chameleons und vielleicht Wire – und allem, was danach kam und einen elektronisch angehauchten, aber zugleich supertrockenen Postpunkpoprock spielte. Hinzu kommen, als wahnsinnig stimmige Zutaten, sonorer Gesang und eher im Zeichen der Lässigkeit eingestreute Breaks. Einer der eigenwilligsten Effekte der vielfältigen Retrowellen ist, dass von Zeit zu Zeit ein Longplayer auftaucht, der authentischer und stimmiger oder auch genretreuer klingt, als je zuvor eine Platte geklungen hat. Und das auf einer Platte, die zwei Russen auf einem französischen Label eingespielt haben. Aber Herkunft und Zugehörigkeit sind ja austauschbare Attribute in der Musik, und entscheidend an »Alps« ist vielmehr die Liebe zum Detail. So organisierten sich Vladislav Parshin und Maxim Polivanov sogar alte Sowjetverstärker, um den entsprechenden Sound hinzukriegen. Dünn und schillernd die hallenden Gitarren, süffisant der Bass, blechern das Schlagwerk. Alleine dieser Sound wäre das Reinhören wert, aber hier passt auch der Rest bis hin zum ewig gleichen Baumuster von Melodie und Songstruktur. Aber gerade darum eine CD, die man einfach mögen muss.

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