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Firewater

»The Man On The Burning Tightrope«

Jet Set/Noisolution/Ixthuluh

Flaschenpost für dunkle Tage. Endlich wieder herrlich hingebungsvoll leiden wie
ein halbtot geprügelter Hund. Und doch steht man immer wieder auf, Hand um Hand
am Laternenpfahl hoch. Kippt noch mal vornüber um den Hundekot zu kosten.
Trotzdem steht man irgendwann, trotzig lächelnd, selig schwankend, hängt sich
der nächstbesten Passantenseele um den Hals, um doch noch lachen, tanzen, lieben
zu können. Zumindest auf die Schnelle und ohne zu duschen. Wie beschreibt man
solche Platten für die ohnehin unfassbare Ewigkeit? Durch die Gefühle, die sie
einem in den Puls brennen oder im Herzschlag wieder erkennen lassen? Oder durch
die minutiös detaillierte Beschreibung, wer gerade was mit welchem Geschick in
Klampfe, Piano, Tuba oder Mellotron schlagen mag? Das New Yorker Quintett um
CopShootCopper Tod A. spitzt ihre Neo-Weimarer-Songwriter-Phantasmen noch mal
zu. Brüllende, triefend schwüle Balkansounds (»Dark Days Indeed«) wie frisch vom
Team Kusturica/Bregovic abgeseiht. Jiddische Saufgelage. Jahrmarktsorgeln, zu
denen verlassene Clowns geteert und gefedert werden (»Too Many Angels«). Knurrig
geile, herbkühle Beatrockfresken wie das mit Edwyn »A Girl Like You« Collins
heftig armdrückende »Too Much Is Never Enough«. Abgeklärte, doch lebenssüchtige
Croonerkunst. Swingtime im Höllenschlund. Wie das Debüt, nach wie vor eines der
wichtigsten Alben der Neunziger, wieder opulenter Richtung »Swordfishtrombones«
orchestriert, rockt »The Man« von der ersten bis zur letzten Sekunde. Pure,
ungefilterte Liebe in Zeiten des Krieges, der Scheiße, der sozialen Depression.
Damit der beste Anker, den es gibt. Platte des Jahres 2004.

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