Welch wunderschöne Platte. Für mich bleibt Mira Calix nach wie vor eine der spannendsten Soundartists, nicht nur auf Warp, sondern generell im Feld »avancierter« Elektronik. Auf ihrem dritten Studioalbum spannt Chantal Passamonte einen Bogen, der von Glitch-inspirierten Passagen über Klavier-Loops bis zu einem lokalen Jugendchor reicht. Berührungsängste bleiben außen vor, stattdessen scheint mit »Eyes« endlich einer jener Zustände erreicht zu sein, wo Elektronik nicht mehr für sich selbst einsteht, sondern – als nächster Schritt – sich als Arbeitswerkzeug für nur scheinbar gegensätzliche Sounduniversen erweist, die dadurch zusammengefasst werden können. Verschrobene Beat-Dekonstruktionen haben auf diesem Album wenig verloren, vielmehr ist es – fast typisch für Calix – eine melancholisch anmutende Klangreise für das heimische Kopfkino. Immer wieder stößt man auf akustische Stolperfallen, die besonders dann gut funktionieren, wenn mit Geige, Klavier oder Stimmen orchestrale Ebenen aufeinander geschichtet werden, die sich in den Weiten elektronischer Felder verlaufen. Wenn Sie auch nur einen Funken Romantik im Herzen haben, wird »Eyes Set Against the Sun« Sie verführen. Ich bin ihr hoffnungslos verfallen.
Mira Calix
»Eyes Set Against the Sun«
Warp/Edel
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