Zeit den Winterschlaf zu beenden: Diese Musik eignet sich bestens dazu, alle Sorgen mit dem Frühlingswind in irgendwelche grau-bläulichen Himmelsphären zu schicken und sich auf die Sonne und die ersten Gänseblümchen zu freuen. Und nein, »There’s nothing wrong with your eyes«. Es ist tatsächlich ein Blumenbeet, das in Sin Fangs Gesicht sprießt. Dass in »Flowers«, dem mittlerweile dritten Album des Isländers Sindri Már Sigússon, noch ein klein wenig winterliche Melancholie mitschwingt, merkt man v. a. an Songs wie »Look At The Light« (Schau, die isländische Winterdunkelheit scheidet endlich dahin und diesmal ist es kein Polarlicht sondern wirklich die Sonne?). Die traurig-atmosphärischen Streicher zu Beginn werden jedem Sigur-Rós-Hörer vertraut sein, hat Fang für dieses Album doch deren Produzenten Alex Somers gewinnen können. Textlich geht die Reise zurück zum Zeitpunkt der Aussaat für das Gesichts-Blumenbeet. Man lausche dafür Zeilen wie »We were young boys smoking in the woods« / »I showed you how« (»Young Boys«) oder »Is there someone that feels like me« / »that there’s nothing to feel and see« (»Feel See«). Es geht also um jene Zeit, als Fang noch nicht wusste, dass er uns einmal mit seinem kreativen Schaffen beglücken würde, weil er noch mit ganz anderen Dingen beschäftigt war, sprich »Weird Heart« und so. Vielleicht klingt auch deshalb das Album trotz großer Dichte ganz wunderbar unbeschwert und bleibt in den Ohren hängen wie der erste Frühlingsgeruch in der Nase. Ob das nun am besten als Indie oder Pop oder Folk oder als alles zusammen zu beschreiben ist – mir egal, ich gehe jetzt Schneeglöckchen suchen.
Sin Fang
»Flowers«
Morr Music
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