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Arvo Pärt

»Adam's Lament«

ECM New Series

Auch die Vokalwerke des estnischen Tonsetzers haben enormen Tiefgang. Der Text ist dabei essenzielle Basis, siehe das bewegende Titelstück, das zu Ehren von Staretz Silouan (1866-1938) entstand. Der heilig gesprochene Mönch vom Berg Athos hatte die Tragik des biblischen Urvaters Adam verinnerlicht. Also schluchzen in »Adam’s Lament« die Violinen der Sinfonietta Riga und kratzen alsbald an der Himmelstür. Für diese von den Kulturhauptstädten Istanbul (2010) und Tallinn (2011) beauftragte Komposition beschäftige Pärt eine Armada von SängerInnen. Und wahrlich, mit Vox Clamantis und Lettlands Radiochor erstrahlt »Adams Klagelied« in herrlicher Opulenz. »Salve Regina« ist eine polyphone Texturen webende Hymne an die Jungfrau Maria, die zwischen dem getragenen »Beatus Petronius« und dem anschwellend donnernden »Statuit ei Dominus« erklingt. Letztere beide bilden ein allmächtiges Chorwerk, das einem die Existenz Gottes metaphysisch real erscheinen lässt. Zwei einander reziprok antwortende Chöre und ein Dialog zwischen Streichinstrumenten und Holzbläsern versinnbildlichen die majestätische Dimension der San Petronio-Basilika zu Bologna, der Pärt damit 1990 zum 600. Jahrestag huldigte. Rewind ins 3. Jahrhundert: »L’Abbé Agathon« wird vom sich mächtig aufbauschendem Kammerorchester Tallinn in himmlische Sphären gehoben. Rainer Vilus Bariton verkörpert den asketischen Heiligen, der einen Leprakranken schultert. Und die gleichfalls wundersam tönende Sopranistin Tui Hirv mimt den Engel, der ihn in Gestalt eines Leptosomen prüft. Der Frauenchor des Estonian Philharmonic Chamber Choir sorgt für ein vokales Irrlichtern sowie nach all diesem sakralen, überirdischen Glanz dann noch mit zwei lieblichen Wiegenliedern für einen Ausklang mit Bodenhaftung.

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