Die Gnade der Altersmilde. Oder: Auch die fiesesten Wölfe lutschen mal Kreide, wenn Mordlust und Zerfetzsucht zu anstrengend werden. Und auch öde. Das bald 20 Jahre währende Mego-Label rundum Radikalelektroniker Peter »Pita« Rehberg stand seit Anbeginn für glaziale Extrempositionen in Sachen Fiepen, Knurpseln und Dröhnen. Drones dominieren auch Shampoo Boy, das Handwerker-»Rock«-Projekt im Sauna-Dreier mit Christina »Chra« Nemec und Christian Schachinger (mit Pita auch bei Peterlicker, weiland bei Occidental Blue Harmony Lovers und Der Scheitel), beide auch nicht unerfahren in Sachen Metal, Renitenz und Rabauken-Sounds. Umso erstaunlicher wie tiefschichtig und lieblich die vier ersten Improvisationen die Ätherwölkchen rocken. Durchwegs hochexzellent hauchende Feindrechsel-Romantik, die man eher beim Kranky-Label erwartet hätte. Kratz und Glitch ballen sich nur fern am Horizont. Im Vordergrund: Zupfende, brummende Zartgewalten, fast wie der kleine Hooligan-Bruder von Labradford/Mark Nelson, der gern schwarz trägt und nur mit Schlagring und goldenem Grill im Maul zur Saturday Night Randale ausgeht, in Wirklichkeit aber stundenlang daheim hinter den Vorhängen Piano übt. Keith Rowe, ein wenig Caspar Brötzmann und Oren Ambarchi, halten dazu den Saiten-besetzten Kerzenkandelaber. Die ideale Ohren-Sex-Kombination von zart und hart, wie sie sonst nur Labelkollege Fennesz dermaßen meisterlich beherrscht. Covergestaltung von Stephen O’Malley, Sunn O)))-Boss und KTL-Hälfte mit Pita. Pure Excellence for an otherwise mediocre and fading electronica-scene. Oder, fucking bleeping Chopin, you fuck!
Shampoo Boy
»Licht«
Blackest Ever Black
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