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Wiener Geschmackslosigkeiten

Szene Wien: mit Herz und Kompetenz geführt.

Dem interdisziplinär geübten Wien-Flanierer missfielen zuletzt architektonische Kotzbrocken wie die extrem hässliche Neugestaltung des Pratereingangs und die Hochgarage Euro Plaza gegenüber der Wienerbergbrücke in Wien 12. Und dann kam noch die feindliche Übernahme des Konzertvenues Szene Wien durch Planet Music-Chef Muff Supper.
Wiener Sozialdemokratie quo vadis? Die auch für den Steuerzahler furchtbaren Hintergründe der Pratermalaise wurden in den Medien bereits ausreichend verrissen, eine genaue Befassung mit der verfehlten Tief- und Hochgaragenpolitik ist noch ausständig. Am Beispiel Euro-Plaza-Garage, ein misslungenes, graues Monsterbauwerk, das zurzeit, wenn’s hoch geht, eine Auslastung von 5 % hat, ließe sich wohl einiges mehr darstellen, was in Wien falsch läuft.

Auslastungsausrede
Die Auslastung der sicherlich viel zu hoch geförderten Euro-Plaza-Hochgarage wird schon noch steigen, aber bleiben wir bei einem vorgeschobenen Auslastungsgrund, der als fadenscheinige Ausrede zur Demontage des bisherigen Szene-Wien-Teams um Gina Salis-Soglio führte. Wenn es nur 40 % sind, dann sind das sicherlich genug, weil die Szene Wien für eine mutige, riskante Programmpolitik bekannt ist, die viele Wienpremieren ermöglichte. Außerdem war die Szene 20 Jahre lang für avancierte Newcomer der Musiksubkultur eine faire Auftrittsplattform.
Man muss nun gar nicht um die selbstherrlichen Unmanieren des Planet-Music-Chefs Muff Supper wissen. Allein ein Blick in die Programmgrammzeitschrift des Planet Music zeigt, dass hier geschmacksloses Grauen waltet. Irgendwie lässt sich also vom miserablen Layout auf die Programmierung des Planet Music, das hauptsächlich als Heavy-Metal-Abspielstätte und für fragwürdige Bandwettbewerbe Bühne war, schließen.

Forschreitende Monopolisierung
Dass nun, ohne Ausschreibung, Muff Sopper, der eh schon Chef der großen Gasometer-Halle ist, einfach die Szene Wien übernehmen kann, weil das Planet Music in 20. Bezirk einem Wohnbau weichen muss, hat sehr wohl mit Freunderlwirtschaft zu tun. Mit Machen- und Seilschaften im sozialdemokratischen Wien, die wie das Gutstellen mit dem Kronenzeitungsherausgeber (anstatt die Mediaprint parteiübergreifend durch mutige Gesetzgebung zurechtzustutzen) wütend machen. Insgesamt wird eine Monopolisierung betrieben, z.B. auch mit der Gewista-Tochter Kultur:Plakat, deren Chef seit kurzem ebenso Muff Sopper ist.

Klischee-Ansammlung von »Arbeiterkultur«
Soppers Kontakte zu Harry Kopietz (SPÖ-Landesparteisekretär, Donauinselfestorganisator) reichten wohl für diesen äußerst unklugen Schachzug, den die Wiener Stadthallen-Direktion nun ausbaden muss. Diese war im Irrglauben, dass sich das einfach so ohne Protest durchführen ließe, und das Szene-Wien-Team weitermachen würde. Im Fall der Szene Wien wird durch diese mit nichts zu rechtfertigenden Von-Oben-Herab-Handlungen ein kompetentes Team vertrieben.
Herz und fachliche Kompetenz gehören zur Programmgestaltung (da war eben eine Linie drin, u.a. auch mit den Weltmusikkonzerten und dem Festival Salam.Orient) ebenso wie zur Stadtplanung. Dies sei der zu abgehoben agierenden Wiener Stadtpolitik hinter die Ohren geschrieben!
Oder ist es tatsächlich so: Muss wirklich alles Fußball, Donauinselfestival, Metal … der Klischee-Ansammlung von »Arbeiterkultur« untergeordnet werden?

Die Hoffnung lebt: Petitionen unter www.szenebleibt.at

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Text
Alfred Pranzl

Veröffentlichung
16.05.2008

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