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Vienna Rest in Peace

»Album für die Jugend«

Trauerplatten

Schlanke fünf Jahre haben die gar nicht mehr so anonymen Melancholiker von Vienna Rest in Peace (die übrigens teilweise aus der grandiosen Band Aber das Leben lebt hervorgegangen ist) ihre treue Fangemeinde warten lassen. Ungewissheit machte sich breit ob der Frage, ob da überhaupt noch was kommen würde. Mit dem wieder punktgenau am Allerheiligentag veröffentlichten Opus »Album für die Jugend« hat das Bangen für die Fangemeinde ein Ende. Das einstürzende Riesenradl ist Geschichte und inzwischen wieder aufgebaut. Dass sich der Albumtitel auf den weltberühmten Komponisten Robert Schumann bezieht, liegt auf der Hand. Die Bandmitgliederselbst sind der eigenen Jugend schon länger entwachsen, was nicht heißt, dass sie nicht auch für die aktuelle Jugend kompatible Musik machen können. Gesungen wird wieder in perfektem Hochdeutsch, im Gegensatz zu den ein wenig artverwandten Buben im Pelz, die sich einem Wiener Slang verpflichtet fühlen. Die Laune bei Vienna Rest in Peace ist eher gedrückt (»Wir warendoppelt so traurig wie Kurt Cobain«) und macht gerade deshalb große Freude. Besonders in »Die Gemeinschaft der Narren« wird das deutlich (»Wir sind so lucky, weil uns keiner versteht!«), was klar offenlegt, dass es sich für die Band und hoffentlich auch für die Hörer*innen doch schon auch um eine ziemlich augenzwinkernde Angelegenheit geht. Die stilistische Nähe zu Element of Crime ist deutlich abgeschwächt, was dem Album mehr Eigenständigkeit verleiht. Der zum Teil mehrstimmige Gesang und der gesamte Sound sindabsolute Weltklasse in Österreich. Explizit wird in der TrauerplattenLabelinfoauf Americana der 1990er der Drag-City-Schule verwiesen, was nicht die übelste Referenz ist. Das Tempo ist kontinuierlich moderat, was der Thematik perfekt entspricht. Das ist das genaue Gegenteil zur Doktrin des allseits grassierenden Neoliberalismus. »Ich bete zum Gott der Langsamkeit / dem Herrscher der Gelassenheit / dass er mich von der Last der richtungslosen Hast befreit«, wie es in »Paradies der Langsamkeit«, dem Opener, heißt. Extrem berührend ist auch der Gesang von Marilies Jagsch, von dem ich mir noch mehr gewünscht hätte. Tolles, sehr eigenständiges Album! Das Album wird live am 1. November 2022 im TAG Theater an der Gumpendorferstraße 67 präsentiert.

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