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Timo Lassy & Teppo Mäkynen

»S/T«

WeJazz Records

Unter den vielen Duo-Paarungsvarianten im Jazz zählen Schlagzeug und Saxofon weder zu den häufigsten noch zu den seltensten. Auf jeden Fall ist es aber eine der schwierigsten in Sachen Spannungserhaltung und Klangfarbenreichtum, nicht selten wünscht man sich in dieser Besetzung eingespielte Alben auf EP-Länge beschränkt. Saxofonist Timo Lassy und Drummer Teppo Mäkynen sind zwei junge Stars der finnischen Jazzszene, die sich dieser Aufgabe stellen, noch dazu mit dem Anspruch, das Format zwischen Tradition und Fortschritt anzusiedeln. Und das schaffen sie mit Bravour! »This album is a success« schrieb der »UK Vibe« zum Erscheinen des Albums im Jahr 2019. Und jetzt, eineinhalb Jahre später kann das immer noch genauso unterschrieben werden. Coltrane-Hommagen wie »Liberty pt. 1 & pt. 2« brillieren genauso wie »Catawba«, das an die Spiritual-Jazz-Strömung der frühen 1970er-Jahre erinnert. Der große dramaturgische Bogen dieser CD ist aber der eigentliche Geniestreich: Die Reise führt uns nämlich vom bekannten, aufregenden, aber nicht wändeversetzenden Zusammenspiel von Sax und Schlagzeug über diverse instrumentarische Erweiterungen bis in die Welt der Four-on-the-floor-Grooves mit Tanzbarkeitsanspruch und Versatzstücken elektronischer Musik. Teppo Mäkynen ist der Produzent der Platte und kann hier seine Liebe zur EDM im eigenen Projekt so richtig ausleben. Das tut er mit Geschmack, denn das dezente Geloope sowie der pointierte Einsatz von Effekten auf den elektronischeren Tracks gegen Ende der CD scheint aus demselben Atemzug zu kommen wie die akustischen Exkurse der ersten Plattenhälfte. Im Übrigen, schönere Verneigungen vor Radiohead und Aphex Twin als »Heliotrope« und »Telemagenta« gab es im »Jazz« wohl nur selten. Mäkynen ist ein Schlagzeuger, der gleichermaßen locker zu swingen wie auch Drum-Machine-artig zu bolzen weiß. Timo Lässys flexibler Tenorsound, der vom tiefen Grölen bis zu einem schreienden Altissimo reicht, ist da der perfekte Spielpartner auf der Spielwiese der Soundmöglichkeiten. Dass zwei Musikschaffende ohne Akkordinstrument eine so kurzweilige, durchgehend unterhaltsame wie tiefgreifende und noch dazu epochenüberspannende Langspielplatte fabrizieren können, ist faszinierend und verblüffend zugleich. Bloß nicht versäumen, Zeit nehmen und Eintauchen, es wird euch leichtfallen!

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