Die vor kurzem in Berlin gelandete Kanadierin Merrill Nisker aka Peaches besitzt eine Roland MC505 Groovebox. Sie nennt sie liebevoll »MC 5« und hat ihr beigebracht, härter und gnadenloser zu rocken als ein gesamter Jahrgang pickelgesichtiger US-College-Punks. Außerdem hatte Frau Nisker eine Idee. Diese Idee ist nicht ganz neu, aber kaum ist sie je so konsequent ausformuliert worden wie hier: Die Figur Peaches ist die Personifikation aggressiver weiblicher Sexualität, die sich über expressive und fordernde Pornomotive, anstatt über verborgene und spielerische Erotik definiert. In jeder ihrer Gesten, in ihren Bewegungen und natürlich nicht zuletzt in ihrer Musik brüllt sie dir mit einer derartigen Vehemenz »I’m here to fuck you« ins Gesicht, dass sie dadurch im Publikum eine emotionales Wirrwarr erzeugt, das nicht selten auch die Form ängstlicher Irritation annimmt. Wie auch immer – klar ist, dass Peaches dabei stets die Kontrolle bewahrt und ganz bestimmt niemanden kalt lässt, wie in Wien etwa vor einigen Monaten bei einem gut vierstündigen Clubgigmarathon mit Compadre Gonzales eindrucksvoll überprüft werden konnte.
Über all die problematischen wie spannungsgeladenen Implikationen ihrer Inszenierung wäre natürlich abseits einer kurzen Plattenkritik ausführlicher zu sprechen; hier sei lediglich noch vermerkt, dass Sie dem Hype diesmal gut und gerne vertrauen können, wenn er Peaches‘ wüsten Elektro-Punk als next big thing empfiehlt, denn hinter den erwartungsgemäß streng expliziten »Teaches Of Peaches« verbirgt sich – man möge mir diese Plattheit nachsehen – schlicht verdammt heißer Scheiß.
Peaches
The Teaches Of Peaches
Kitty Yo
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