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Air sind wie Luft, sagt der Rockvolksmund und klingen dabei so fadgasig wie Pink
Floyd & Jean Michel Jarrè zusammen. Wenn Air ein Problem haben, dann solche
Kurzschlüsse wie auch ihr eigenes Hinarbeiten darauf. Gelten sie doch als
barock-großbürgerliche Schnösel, die es sich lieber in Kubriks ebenso barocker
»2001«-Wohnlandschaft einrichten, als etwa dort, wo die Uhren orange sind und
dementsprechend anders gehen. Andererseits können Air auch als klassisches
Beispiel einer Mehrwertproduktion qua Kontextverschiebung bezeichnet werden. Und
da kommt natürlich Sophie Coppola ins Spiel, die Air nach »Virgin Suicides« nun
auch für »Lost In Translation« sozusagen zweckentfremdet um einige Ecken
weitergedacht und so zu einer ultraspannenden Angelegenheit gemacht hat. Wer
will, kann dazu ja immer noch »Bilitis«/»Zärtliche Cousinen«-Bildchen vor dem
geistigen Auge sehen und Air die gasförmigen Soundgewebe/Nebel als Wimpigkeit
übel nehmen. Aber vielleicht geht es hier auch um eine Art feminisierter,
liquider, nicht greifbarer (luftiger eben) Kuschel-Electronic, die nun aber das
Raumschiff gewechselt hat: Statt Kubrik-Barock klingen Air nun nach dem komplett
mit Pelz/Floukati-Teppichen/Tapeten ausstaffierten
Barbarella-Raumschiff-Inneren. Und noch was: Von wegen Pink Floyd, J. M. Jarré –
wenn Air einen heiligen Gral ihrer Soundästhetik haben, dann ist das »I’m Not in
Love« von 10cc (daher auch ganz logisch Teil des »Virgin Suicides«-Soundtracks),
gefolgt von New Orders »Blue Monday« minus Gitarren und Electro-Klatscher-Beat.
Und beides verarbeiten sie diesmal luftikutöst bis zum Trockeneisneben-Stillstand.

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