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Stefan Grätzner

»Grätzner«

Goldgelb Records

Stefan Grätzners Debüt »Grätzner« führt hinein in eine überwiegend dunkle und dystopisch anmutende Klangwelt. »Dar Hiss Hykker« startet die Reise mit sanften Rhythmen, um sodann von Rauschen und leisen Drones begleitet zu werden. Über 18 Minuten wird das Sound-Gebilde mit Sprach- und Stimmfetzen sowie dezent eingesetztem Piano immer dichter gewoben. Die melancholisch düstere Schönheit ist durchzogen von Narben und Kratzern und verleiht dem Stück ordentlich Charakter. »Is anybody out there!?« fragt hier eine Stimme verzweifelt. Die Stimmen-Samples in »Dar Hiss Hykker« entstammen Sam Raimis 1981er-Horrorfilmklassiker »The Evil Dead«. Mit »KCQ-77« wird es abstrakter. Die Konstruktion aus rohen Drones wird durch Effektgeräte gejagt und teilweise regelrecht geschreddert. Hektisch klopfende Baustellengeräusche lassen die Atmosphäre nochmals dichter und angespannter werden. Entspannung stellt sich mit »Hohlkörper« ein. Das Stück hält die Gravitation in Schach und schwebt ziemlich genau zwischen meditativer Leichtigkeit und düsterer Schwermütigkeit dahin – ॐ. »Partymaus« sticht in dieser Reihe eigentümlich locker hervor und ist in dieser Runde der einzige Track mit echten Tanzbodenqualitäten. »Ich bin keine Partymaus, ich bin gern allein zuhaus. Ich kann nicht in die Disko geh’n, ich möcht mir einen Film anseh’n« lautet hier die kontradiktorische Aussage. Die B-Seite besticht durch einen 30-minütigen Sound-Fluss mit dem Titel »Quasi-Stellar Radio Source«. Der Track mit choralen Elementen eignet sich hervorragend als Begleitung, um im liegenden Zustand mit geschlossenen Augen immer tiefer und tiefer in der Matratze und in einer schmerzlosen Dunkelheit zu versinken. Stefan Grätzner experimentiert mit verfremdeten Filmton-Samples, lässt Gitarren nach Synths klingen und baut Rhythmen aus den Klängen von Alltagsgegenständen und Umgebungsgeräuschen. Er zeigt hier die erfrischende Vielseitigkeit seines musikalischen Zugangs und lässt sich nicht auf ein bestimmtes Genre festnageln. Der Videokünstler Robert Oetting fertigte für diesen Release exklusiv zu jedem Track eine entsprechende visuelle Interpretation an. Ganz dem Klangbild entsprechend werden abstrakte Bildcollagen mit gekonntem Effekteinsatz zu wahren immersiven Trips. Diese Videos sind auf dem YouTube-Channel von Goldgelb Records anzusehen. Das Kassetten-Label Goldgelb Records fügt mit der Musik Stefan Grätzners und der Videokunst von Robert Oetting dem noch jungen Katalog ein weiteres wertvolles Schmuckstück hinzu.

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