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Jozef van Wissem

»Simulacrum«

bvhaast

Allein der Titel und ein paar mögliche Querverbindungen könnten dazu animieren, diese »Spiegelbilder für Sololaute und Electronics« zu hören. Ob sie nun von der orientalischen, jazzig-groovigen Oud-Welle schon oder noch immer nicht genug haben, Jozef van Wissem ist jedenfalls kein Produkt, sondern ein leidenschaftlicher Künstler. Seine Zusammenarbeit mit Mentoren wie etwa Kramer, Gary Lucas oder Eugene Chadbourne sowie die Tatsache, dass er ein in alten Kulturen verwurzeltes Instrument spielt, eröffnen ihm ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Hört man diese Musik, kann man nicht mehr genau sagen, in welchem Jahr oder in welcher Tradition man sich befindet. Das ist nicht Barock und nicht Industrial, aber auch nicht Neue Musik oder Improvisation. Und auch wenn im Covertext ausführlich erläutert wird, wie sich Spiegelbilder auf die Laute und das Komponieren auswirken – angeführt werden Palindrome und der Cantus Firmus, aber auch die Postmoderne oder Deleuze, Guattari und Baudrillard – so kann man diese Musik dennoch als die engagierte Arbeit und die imaginären Landschaften eines Einzelnen hören. Sehr gut!

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