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Willi Landl

»Sex&Violence«

Jazzwerkstatt Records

Willi Landl gelingt, was vielen deutsch singenden Singer/Songwritern nicht so selbstverständlich schaffen: Man hört dem queeren Sänger gerne zu, wenn er mit weicher Stimme manch abenteuerliche Fantasie besingt. Am explizitesten im kurzen Stück »Zug«, in dem das lyrische Ich dem jungen Metal-Fan mit Provinzgesicht gegenüber am Klo den nackten Arsch verhauen möchte. Gedacht, getan – doch es war nur ein Traum. Mit seinen Texten hat der Oberösterreicher Landl schon länger eine Sprache gefunden, die fast ohne Vergleich dasteht. Denkt man sich jedoch das Angejazzte weg, ergibt sich durchaus eine gewisse Nähe zum deutschen Schriftsteller und Troubadour Peter Licht. Behandelte Themen bei Landl sind etwa betrunkene Männer, ein Hundeleben, Fallenstellen, zu zweit in der Wanne sitzen oder Glückskekse. Der Sex und die Zuneigung bekommen dabei mehr Raum als die Gewalt. Grundiert wird der beseelte Gesang vom famosen Trio Michael Hornek (Piano), Stefan Thaler (Bass) und Christian Grobauer (Drums), das mit der Genauigkeit einer Atomuhr Akzente setzt, und dabei doch immer nur dem Song dient. Die musikalische Bandbreite reicht dabei von ganz langsam (»sex&violence«) über zackigen Offbeat (»fallenstellerlied«) bis zu dezent atonalem Stakkato (»zombie song«). Als Gäste mit von der Partie sind der Wiener Beschwerdechor im witzigen »immer dieselbe leier« und Mieze Medusa, die sich atemlos durch »dum dum dum« rapt. Zum Kehraus wird mit »ghosts« Albert Ayler (dem wohl melodieseligsten aller Free Jazzer), bei dem sich die Band etwas austoben kann, gehuldigt. Willi Landl wird immer besser.  

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