mt.jpg
William Shatner

»Seeking Major Tom«

Cleopatra

Frühestens seit 1968 (»Lucy in the Sky With Diamonds«), spätestens jedoch seit 2004 (Pulp’s »Common People«), sollte jedem klar sein, dass William Shatner nicht nur als Cpt. Kirk zu den ganz gro&szligen PopManifestationen einer jedoch sehr speziellen Auslegung des »Actings« im Sinne von Andy Warhol und Fassbinder gehört. Eine künstlich übersteigerte Expressivität (gro&szlige Augen, komische Mimik, raumgreifende Gesten – wozu sind Hände denn sonst da?), die ihre Gespieltheit immer offen darstellt. Gerade jetzt, wo auf ZDFneo dauernd die alten »Enterprise«-Folgen gezeigt werden, wird diese, ja, Performanz in zuckerlbunten, psychedelisch angehauchten Umgebungen (egal ob auf der Schiffsbrücke oder auf Planeten mit pinken Himmeln) noch deutlicher. Tritt hervor und zeig, dass es keine Nerds gebraucht hätte um hier laut POP auszuschreien (wie wir es bei »Batman« und »The Prisoner« ja auch tun). Nun also eine Konzept-Doppel-CD zum Thema »Major Tom«, die mehr als nur eine komische Erfahrung bereit hält. Denn wie sich die einzigen Eric-Clapton-Töne in meinem Besitz auch nur auf Yoko-Ono-Platten befinden, so muss ich mich jetzt damit abfinden, eine CD zu haben (die noch dazu gefällt) wo das absolute Haus-(also Abspiel-) Verbot für gewisse Leute die mal bei Bands wie Deep Purple, Police, Yes, Asia, The Scorpions gespielt haben, doch etwas unterminiert wird. Zum Glück klingt die Musik gro&szligteils so wie es bei solchen Namen sein soll: Karaoke, aufgeblasen bis zum »where no men has gone before«. Dazu echt blöde, aber thematisch halt dann doch passende Songs wie Peter Schillings »Major Tom«. Andererseits: Wer kann Shatner widerstehen wenn er »Space Oddity«, »Bohemian Rhapsody«, »Silver Machine« oder »Iron Man« in seiner unnachahmlichen Art von sich gibt. Dabei tut er im Grunde nichts anderes, als sonst immer: Shatner spielt einen ShakespeareSchauspieler der Shatner als ShakespeareSchauspieler darstellt der an jeden Song so herangeht, als würde er sich auf eine neue Shakespeare-Aufführung vorbereiten. Hamlet als »Space Cowboy«, Othello als »Rocket Man«, »Der Sturm« als »Space Trucking«, »Der Sommernachtstraum« als »She Blinded Me With Science«. Was vielleicht nicht gleich auffällt, ist die Cosmic Conspiracy, die sich hier ebenfalls manifestiert, spielen hier doch auch verdiente intergalaktische Reisende wie Manuel Göttsching (Ash Ra Temple), Steve Hillage (Gong), Bootsy Collins (!!!), Wayne Kramer (MC5) und, naja, Edgar Froese (Tangerine Dream) mit. Stellt sich jetzt nur noch die Frage »Wo ist Mr. Spock?«, weil Leonard Nimoy, z. B. mit Underground Resistance wäre doch eine super Antwort auf Shatners Opus Magnum. Am besten gleich mit Nichelle »Lt. Uhura« Nichols, haben die beiden doch auch schon auf der Enterprise hin und wieder zusammen kosmische »Alien«-Musik gemacht.

favicon

Home / Rezensionen

Text
Didi Neidhart

Veröffentlichung
28.01.2012

Schlagwörter



Nach oben scrollen