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Café Drechsler | Blockwerk | Parov Stelar

»Radio Snacks« | »From The Island To The Mountain« (Single) | »Rough Cuts«

Mouth To Mouth/Soul Seduction | Oddtime Records/Hoanzl | Etage Noir/Soul Seduction

GEGENARGUMENTE: Café Drechslers Hauptleistung bestand die meiste Zeit darin, wo es nur ging, Jazz-Klischees in Live-Form zu verkörpern, und so vielen trendigen Menschen zu verdeutlichen, dass die Musik nicht von DJs gemacht wird. Der musikalische Aspekt kam dabei nie über das Stadium der Skizze hinaus. Damit haben sie trotzdem schon ein Album aufgenommen. Mittlerweile ist der Zweitling fertig, der zwar über das Skizzenstadium hinausgeht, aber auch nicht über das Niveau einer guten Jazzdiplomprüfung. Die Karriere wird hier scheinbar ausschließlich über Connections geregelt, deswegen muss die Musik nicht viel leisten. Es klingt auch so. Die gelungene Verbindung von Musik und Marketing zeigt sich denn auch im Albumtitel, im Coverdesign und in Gastauftritten so bekannter Musiker wie John Megill. Glücklicherweise gibt es Alternativen in der heimischen Musikproduktion: Blockwerk haben keinen so ausgeprägten Jazzbezug, dafür aber einen Soundmix, der live Sinn macht: Raga trifft auf Sitar, programmierter auf Live-Sound. Album ist in Arbeit. Wenn’s doch jazzig sein soll, springt Parov Stelar ein. Seine »Rough Cuts« sind mal näher am klassischen Barjazz, mal dicht an Mr. Scruff oder am frühen Wiener Downbeat. Dabei ist der Linzer kein Imitator, sondern ein ganzes Eck weiter, wie das extrem aufgeladene »Psychedelic Jazz« am besten zeigt, generell lebt die Platte von einer spürbaren Spannung zwischen Elektronik und Jazz. Nichts Neues, durchaus kann daraus aber nach wie vor Originalität geschöpft werden. Jamsessions können nett sein, doch nur von wirklich großen Meistern sind sie was für die Ewigkeit. Der Trend zurück zur Live-Musik zeichnet sich schon länger ab, aber es besteht noch lang kein Bedarf, Proberaummitschnitte auf Platte zu pressen und das dann als rau und erdig zu verdrehen.

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