Es ging noch gar nicht so richtig los für Benjamin Quaderer, da ging es auch schon los mit COVID-19 und statt ordentlich Promo für seinen Roman über Liechtenstein »Für immer die Alpen«, der im März 2020 bei Luchterhand erschien, ist jetzt auch Lockdown angesagt. Benjamin Quaderer ist in Feldkirch geboren, in Liechtenstein aufgewachsen, hat in Wien und Hildesheim studiert und wohnt nun in Berlin. Von dort aus hat er eine Lesung gestreamt (siehe Foto) und gibt nun auch Auskunft.
skug: Auf einer Regenbogenskala von Rot bis Lila: Was ist gefühlsmäßig dein persönliches Corona-Farbspektrum?
Benjamin Quaderer: Es sind alle Farben eines Regenbogens, der sich von Neukölln bis Tempelhof spannt.
Wie ist deine Quarantäne-Wohnsituation?
Ich kann mich nicht beklagen. Wir sind zu zweit und teilen uns ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, eine Küche, einen Flur, einen Balkon und ein Bad.
Wie oft gehst du raus? Wie schützt du dich und andere?
Ich werde immer so wütend, wenn ich rausgehe. Daher versuche ich, das zu vermeiden. Umgekehrt finde ich es anstrengend, die ganze Zeit drinnen zu sein. Daher versuche ich, auch das zu vermeiden. Das bedeutet, ich sitze die meiste Zeit auf meinem Balkon. So schütze ich andere vor mir.
Wie ist dein Tagesablauf in der Krise? Hast du Rituale?
Ich stehe auf, fahre kurz Fahrrad, und gehe wieder rein.
Wie intensiv verfolgst du öffentliche Debatten?
Gerade fast gar nicht. Das ist sehr angenehm.
Welche Handcreme benutzt du?
Meine Handrücken sind sehr rau. Das ist ein gutes Gefühl. Ich komme mir vor, als ob ich mit den Händen arbeiten würde. Bedeutende Dinge schaffen. Pyramiden bauen. Daher benutze ich auch keine Handcreme. Um nicht einsehen zu müssen, was ich wirklich tue.
Welche Musik, Filme, Serien, Bücher, Videospiele etc. empfiehlst du?
Ich habe angefangen »Das Jahr 1990 freilegen« zu lesen. Das ist ein Steinbruch von einem Buch, das mir gerade sehr viel Spaß macht. An Videospielen empfehle ich »Candy Crush«. Serien schaue ich aktuell keine. Der letzte Film, den ich gesehen habe, heißt »Kuroneko«. Das ist ein japanischer Film von 1968, in dem es um Geisterkatzen geht. Den habe ich aus Versehen gesehen, weil ich ihn mit einem anderen japanischen Geisterfilm, den ich eigentlich sehen wollte, »Ugetsu«, verwechselt habe. Diese beiden Filme empfehle ich. Ansonsten höre ich oft »Baby I Love Your Way« von Big Mountain. Das hat sich so ergeben. Aber empfehlen kann ich es eigentlich nicht.
Wähle aus und begründe (Mehrfachauswahl möglich):
– A: Dosenwerfen aus Passata-Dosen
– B: Höhle bauen und Hörspiele hören
– C: Bier-Yoga
– D: …
B. Nur ohne Höhle und Hörspiele, sondern mit einem Bett und Stille und Liegenbleiben.
Du hast gerade erst deinen ersten Roman »Für immer die Alpen« veröffentlicht. Was heißt der Lockdown für dich und deine Promo?
Es ist natürlich nicht so geil. Allein zuhause war ich während des Schreibens genug und wenn es mal nicht so gut lief, was relativ häufig passiert ist, habe ich mir vorgestellt, dass ich ja dann eines Tages rausgehen und mit Leuten darüber sprechen kann. Das tritt jetzt nicht so recht ein. Insofern bleibt mir nicht viel mehr übrig, als noch einmal »Baby I Love Your Way« zu hören und zu warten, bis der Lockdown vorbei ist.