Collage © skug
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Oktober der Revolutionen

skug und »MALMOE« nehmen gemeinsam die Revolution aufs Korn! Anlässlich der Jubiläen im Oktober 2017 lassen wir unsere »ExpertInnen fürs zeitweilige Auszucken« einmal Revue passieren, was so eine Revolution ausmacht, welche historische Wirkung sie haben kann und wie ihrer heutzutage gedacht wird.

»Ich war, ich bin, ich werde sein.« Diese Selbstdarstellung der Revolution in den berühmten Worten Rosa Luxemburgs klingt heute abwegig. Es gab so lange keine Revolutionen mehr, dass es zuweilen fraglich scheinen muss, ob es je welche gab. Die bunten »Farbrevolutionen« der letzten zwei Jahrzehnte in mehreren Ländern Osteuropas und Asiens hatten beispielsweise meist nur den Austausch der jeweils regierenden OligarchInnen zum Ergebnis. In Nordafrika vollzogen sich teils erfolgreiche Demokratisierungen, die dann aber vielfach vom Militär bzw. militarisierten Gruppen wieder zurückgenommen wurden. Tiefgreifender Wandel, der vielleicht sogar mehr gewesen wäre, als ein Nachvollzug »westlicher Errungenschaften«, blieb bedauerlicherweise aus.

Damit spotteten diese Aufstände, trotz des begründeten und authentischen Engagements der AkteurInnen, dem Begriff der Revolution. Dieser Enttäuschung zum Trotz nehmen sich skug und »MALMOE« das sehr ambitionierte Kooperationsprojekt vor, anhand der Revolutionsjubiläen des Herbstes 2017 nachzuforschen und zu ergrübeln, ob die Möglichkeit für revolutionäre Umschwünge noch besteht oder bereits unmöglich geworden ist. Selbstverständlich kann dies nur mittels vereinzelter Schlaglichter geschehen, die allenfalls den Vorschein eines Revolutionsbegriffes bieten. Dennoch – deutlich könnte werden: »Geschichte ist nur zu verstehen als Revolution mit anderen Mitteln« (Eugen Rosenstock-Huessy). Wer weismachen will, es gäbe einzig den ruhigen evolutionären Fluss der Entwicklung, irrt sich oder will täuschen. Um Veränderung zu erreichen, beliebt die Menschheit mitunter zu springen.

Revolutionsüberblick

In den nächsten Wochen werden wir uns also mit verschiedenen Aspekten der Bedeutung von Revolution beschäftigen, unter anderem folgenden:

•    Der Frage nach der »Revolution an sich« widmet sich Frank Jödicke in seinem Text »Europa im Herbst«.

•    Sodann folgt Kerstin Kellermann mit ihrem Text »Verdichtete Zeit und Risse in der Landschaft«, in dem der australische Künstler William Kentridge als Trotzki verkleidet zum Tanz bittet. Eine gewisse Kritik am revolutionären Reduktionismus Trotzkis mag dabei spürbar werden, schließlich lassen sich Gefühle nicht verplanen.

•    Adrian J. Hain entlockte Sebastian Vetter von der Gruppe »Platypus1917« ein ungewöhnlich tiefes und kenntnisreiches Interview »Ûber Leben und Tod der marxistischen Linken«.

•    Richtig revolutionär bizarr wird es in Philipp Moritz’ Text »To Infinity and Beyond«, in dem deutlich wird, dass revolutionärer Geist gerne die Grenzen zwischen Religion und Wissenschaft verwischt.

•    Frederik Fuß wird uns die sträflich unbeachtete Konzeption der jugoslawischen »Praxis«-Gruppe in »Von der Philosophie der Praxis zum Denken der Revolution« näherbringen.

•    Philipp Moritz und Frank Jödicke werfen in »Revolutionäre Feierlaune« einen Blick auf die teils kuriosen Festlichkeiten von Moskau über Wittenberg bis Leipzig.

•    Die bange Frage, ob die Revolution nicht am Ende von rechts kommt, beschäftigt Gianluigi Segalerba in »Beeilt euch, zu handeln, ehe es zu spät ist, zu bereuen«, einer Rezension des neuen Buchs »On tyranny« des Osteuropa-Historikers Timothy Snyder.

Diese und weitere Texte zum »Oktober der Revolutionen«, werden in den nächsten Wochen auf skug.at erscheinen. Viele der Texte finden sich in leicht variierter Version auch in der neuen »MALMOE«, die am 29. September 2017 erschienen ist. Ein absolutes Muss für die FreundInnen des gedruckten Wortes.

Allen teilnehmenden AutorInnen ein großes Dankeschön!

Ob Luther oder Lenin, Revolutionäre zeigen gerne in die Luft

Collage skug (Bildvorlagen: Lenin, commons wikimedia/ Luther, google maps)

 

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