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Waldhäusls Wien

Die FPÖ schaltet nach jüngsten Wahlerfolgen auf Crashkurs. Unverhohlen lässt der niederösterreichische Spitzenpolitiker Waldhäusl seinen rassistischen Fantasien freien Lauf. Eine Petition von SOS Mitmensch möchte, dass dies Konsequenzen hat.

Der Integrationslandesrat Gottfried Waldhäusl schleuderte einer Schülerin mit Migrationshintergrund im TV hin, dass Wien nur Wien wäre, wenn es sie nicht gäbe. Na bitte, klare Worte. Warum bei rassistischen Anfeindungen auch verklausulieren? Einfach schön geradeaus sagen, wenn »unsere« FPÖ-Politik durchgezogen worden wäre, gäbe es keine Ausländer, keine Kriminalität und keine Genickstarre mehr nach stundenlangem Blödschauen. Dann wäre einfach alles bestens. Wien wäre wieder so schön wie auf den Aquarellen des Führers. So einfach geht Verhetzung im Jahre 2023, wenn die FPÖ Wahlerfolge einfährt, die ÖVP die blaue Politik covert und die SPÖ sich nicht wirklich dazu entscheiden kann, den Anti-Migrationskurs schlecht zu finden.

Die Worte rumpeln durch den Kopf

»Die Wahrheit ist verträglich«, meint Gottfried Waldhäusl und beweist damit, dass er ein Mensch ist, der schlicht nicht weiß, was er sagt. Eine verträgliche Wahrheit wäre eine friedliche oder eine, die gut zu vertragen ist. Abgesehen davon, dass dies kein bedeutendes Wahrheitskriterium wäre, denn die Wahrheit ist die Wahrheit, ob sie einem passt oder nicht. Was aber will uns der Landesrat damit sagen? Dass es leicht auszuhalten ist, zu erkennen, dass Wien nur dann Wien wäre, wenn es keine Ausländer gäbe? Warum erkennen dann die anderen diese federleichte und friedliche Wahrheit nicht ganz von allein? Nun, weil er das gar nicht meint und meinen kann. Er will ja – besoffen vom Wahlerfolg seiner Partei in Niederösterreich – provozieren, zündeln und neue Normen setzen. Deswegen ist seine »Wahrheit« ja eine, von der er selbst annehmen muss, dass sie vielen nicht gefallen wird. In seinem Kopf spukt eher »die Wahrheit ist den Menschen zumutbar« herum. Im Original von einer gewissen Ingeborg Bachmann, wurde der Spruch zum beliebten Sager eines Jörg Haider. Der war ebenso braun wie Waldhäusl, aber seiner Worte noch so mächtig, dass er wusste, dass es den meisten Menschen eben nicht passen wird, was er ihnen zu sagen hat. 

Waldhäusl und seine Aussagen sind unverträglich und genau so gemeint und »100 %« will er dabei auch bleiben. Was wiederum tatsächlich kaum erträglich ist, ist der schlimme Verdacht, dass es in Österreich nicht möglich ist, eine Person wie Gottfried Waldhäusl aus öffentlichen Ämtern fernzuhalten. In der Landesregierung Mikl-Leitner bekleidet Landesrat Gottfried Waldhäusl die Asylagenden (und sieht jetzt natürlich keinen Grund, sein Amt niederzulegen). In seiner Amtszeit wollte er nur mehr registrierten Muslimen das Schächten erlauben (per Stempel im Pass?), Kindern von Asylwerbern den Schulbesuch verunmöglichen, Aufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete de facto in Gefängnisse verwandeln. Asylsuchende bräuchten einfach eine »Sonderbehandlung«. Das bedeutet übrigens »Ermorden« im NS-Jargon. Diese Sprechweisen wird Waldhäusl ja gut kennen, denn es ist anzunehmen, er hat mit seinem niederösterreichischen Landeschef Udo Landbauer schon das eine oder andere Liedchen geträllert. Da lernt sich leicht der kesse Spruch über den industriellen Massenmord. 

Geharnischt ins braune Gestern

Wer Waldhäusl beim Reden zuschaut, erkennt einen Menschen, der aus dem Verlies des eigenen Fleischpanzers spricht. Er wird genau wissen, wie sehr er vielen Menschen auf den Geist geht, und nicht selten wird er sich energischer Angriffe erwehren müssen. Seine Sprüche sind ja – wie die aktuelle Aufregung zeigt – noch lange nicht Konsens. Aber er kann da nicht mehr raus aus seiner Rolle, die Unmenschlichkeit und Dummheit zu einem schwer verträglichen Gebräu verrührt. Der ganz persönliche Abwehrkampf wurde ihm zur Natur. Er tut deshalb alles, damit die Gesellschaft gespalten wird, um sich dann darüber aufzuregen, dass sie es ist. Seine Enkel, so Waldhäusls Befürchtung, würden eines Tages das Land mit der Waffe verteidigen müssen, um »unsere Kultur« (S. Kurz) zu retten. 

In Waldhäusls Hirn kämpfen vermutlich die Teletubbies in SS-Uniform gegen einen Turban tragenden und Krummsäbel schwingenden Godzilla. (Szenerien dieser Art, mit einem Likörglas Pornografie übergossen, beschreibt der FPÖ-Romancier Andreas Mölzer – bitte unbedingt nicht lesen!) Waldhäusls Vorstellungswelten sind so hirntot und verblödet, dass sie eigentlich zum Lachen reizen müssten. Nur leider zwingen Waldhäusl und seine von 25 % der Wähler*innen in Niederösterreich gewählte FPÖ allen den Kampf auf, die diesen gefährlichen Unsinn nicht unwidersprochen stehen lassen können. Eine Person wie Gottfried Waldhäusl und ihr himmelschreiender Rassismus ist ungeeignet für das Amt des Integrationslandesrats in Niederösterreich. Punktum. Das muss der FPÖ jetzt beigebracht werden. Die ungelenken Provokationen Waldhäusls müssen ein Schnitt ins eigene Fleisch werden, sonst macht die FPÖ immer weiter. Deshalb vielleicht hier mal unterschreiben. Und vielleicht überhaupt Abgeordnete aller (!) Farben in Österreich bitten, gegen diesen plumpen Rassismus Stellung zu beziehen. Wien darf kein Waldhäusl werden.

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