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Mono

»Beyond the Past (Live in London with the Platinum Anniversary Orchestra)«

Pelagic Records

Für den Sound von Mono ist das Wort »fett« erfunden worden. Mono hören ist wie unter die Klangdusche gestellt werden und diese Musik hilft vermutlich auch bei Verdauungsstörungen. Alles im Ganzen sehr »Post« und so Stimmung »Weltende« (weitere Infos z. B. unter »Godspeed«) und dazu passen aufs Beste die enigmatischen Erscheinungen der Bandmitglieder. Wer Mono live erlebt hat, darf sich freudig an den Auftritt der Band erinnern. Nicht immer dieses lästige Kontaktaufnehmen, sondern einfach auf die Bühne steigen, sich den Hocker unter den Hintern klemmen und die Gitarre schrubben. Der*die waschechte Otaku macht sein*ihr Ding, da braucht man nicht groß ins Publikum zu rufen: »Seid ihr gut drauf?« (Wäre man dann auf einem Mono-Konzert?) Und eigentlich müssen die Zuschauer*innen überhaupt nicht angeguckt werden. Fein. Irgendwann kam dann diese Idee mit dem Symphonieorchester und da scheiden sich die Hard-Rock-Geister spätestens seit LSO und Deep Purple. Nun hat gerade auch Mono durchaus diese Tendenz zu vielleicht effektvollen, aber durchaus auch kitschig zu nennenden Melodiegebilden. Kommt das Gestreichel der Streicher*innen dazu, dann könnte es a bit too much werden. Es ist eine eigentümliche und nicht wenig bemerkenswerte Beobachtung, dass gerade durch die große Orchestrierung Melodien in ihrer relativen Belanglosigkeit entlarvt werden und nicht etwa aufgepeppt. Der Klangkörper eines Symphonieorchesters braucht eine Komplexität, die nicht unbedingt Sache des Rock ist und auch nicht sein sollte. Ritchie Blackmore ärgert es vielleicht noch heute, sich jemals auf dieses Kerzenschein-Rock-Gedudel eingelassen zu haben. (Nein, es ärgert ihn nicht, sondern er umarmte den Schmalz bis zur unfreiwilligen Komik. Beleg: Seit Ende der 1980er selber Kleidungsstil wie Bilbo Beutlin.) Und eben genau dieser Rock-Klassik-Fusion-Weg, respektive Irrweg, ist nun auch bei diesem neuen Live-Album der ansonsten wie immer vollendeten Japaner*innen zu hören. Es ist aber mit dem wesentlich zurückhaltender agierenden Platinum Anniversary Orchestra in London besser geworden als die 2010er-Aufnahme in New York mit The Wordless Music Orchestra, bei der über weite Strecken einfach ermüdend-bombastische Filmmusik abgeliefert wurde. Unterm Notenstrich: Wer Classic und Hard Rock in Kopf und Knochenmark aushält, hat sicherlich mit der Scheibe einen zuverlässigen Quell der Freude.

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