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HGich.T

»Mein Hobby: Arschloch«

Tapete Records

Dies ist wahrscheinlich die Platte mit dem grö&szligten Polarisierungspotenzial, das mir seit langem untergekommen ist, und am Stück gehört ist dieser monströse Brocken des losen Kollektivs aus dem Hamburger Umland eine Mutprobe. Dabei dürfte die CD-Version verglichen mit den Live-Shows der freakigen Truppe noch harmlos sein. HGich.T soll eine Kurzform von »Heute geh ich tot« sein, was bei »Heute geh ich wirklich«, dem ersten, todtraurigen Stück, klarer wird. Dieser Song ist aber nicht repräsentativ für das, was da sonst noch auf einen niederprasseln wird. Bei Titeln wie »Der geile Max«, »Die affengeile Klopapiernummer«, »Tripmeister Eder« oder »Die geile Wiebke« wähnt man sich textlich im Analtal fixiert, unterfüttert wird der vordergründige Nonsens meist von scheppernden Konservenbeats, oder – in den leiseren Songs – vom Piano. Dabei verstehen sich HGich.T nicht unbedingt als Musiker, sondern als Video/Performance-Kollektiv, das via Millionenzugriffen auf YouTube zu Bekanntheit gelangt ist. Im Video zu »Tutenchamun« etwa kommt Mopedlenker Arne (sieht aus wie eine Karikatur von Keith Flint in signalfarbener Rave-Warnweste, Video-Aushängeschild der Truppe) in eine Polizeikontrolle, und versucht sich mit folgendem Gebrabbel rauszureden: »Das System ist das Problem, ja? Ja! Das System ist im System, ja? Ja! Ich bin das System, ja? Ja! Das System hat keine Eier, ja? Ja!« Dada oder Post-Dada möchte man da sofort brüllen, und tatsächlich wird diese Sause schon Dada Dance oder Häusl-House genannt, deren Diktion an manchen Stellen an Helge Schneider oder den Heinz-Strunk-Alias Jürgen Dose erinnert. Inhaltlich sind die Fronten klar abgesteckt: Kampfkiffen, Ausschlafen, Videospiele, Hartz IV, Körpersekrete jeglicher Art und sonstige Vergnügungen der so genannten Unterschicht. Aber so einfach wie es aussieht ist es nicht: Hinter HGch.T. verbirgt sich ein Kollektiv von zehn bis fünfzehn Personen aus gutbürgerlichen oder kreativen Berufen, erwähnter Arne ist gar nicht der »Sänger«, sondern Anna-Maria Kaiser (hinter der sich der männliche Guru des Kollektivs verbirgt), wie überhaupt intensiv Camouflage betrieben wird. Man möchte sich »au&szligerhalb der zivilisierten Konditionierung« bewegen, sagt dieser Guru, und gibt damit eine Ahnung davon, wie diese doppelbödige Inszenierung zu verstehen sein könnte. Eine Watschen für das Bildungsbürgertum? Radikalregression und provinzieller Pennälerhumor, die nur Abscheu oder Begeisterung auslösen können. HGich.T ist prima, ja? Ja! HGich.T ist schei&szlige, ja? Ja!

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