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Sporthalle

Kreisler

Wüstenkatz

Allein der Name »Sporthalle« dürfte bei Menschen, denen im Fach »Leibeserziehung« schon mal ein Nachzipf angedroht wurde (oder die diesen typischen Gestank aus Strassendreck, Schweiß und jugendlichen Hormonausdünstungen bis heute nicht aus der Nase kriegen) gar gräuliche Assoziationen wachrufen. Auch das zwischen Linz und Wien agierende Trio Sporthalle dürfte leibeserzieherischen Pädagogikmaßnahmen eher skeptisch gegenüber stehen. Tanzen geht okay, aber der Rest versaut nur das Sprachzentrum. Vielleicht mit ein Grund, warum in früheren Rezensionen schon mal etwas von einer Auferstehung des Dada-Movements, entstanden aus dem Vier-Wände-Geist eines Gemeindebaus, die Rede war. Was jetzt aber sofort dahingehend relativiert werden muss, dass es sich bei Sporthalle weder um »Geniale Dilettanten« noch um neo-neugewellte Rollkragen-Weltschmerz-Tagebuch-Literaten handelt. Dafür stehen sie auch zu sehr neben eindeutigen Quellenangaben. Zwar geben bisherige Aktivitäten, etwa als Eleven auf den Base-Electronic-Samplern »Sacrifice« und »From 9 to 5« (wo auch ein anderer Sporthallenwart als Remixer von Jomasounds tätig war) oder als Ragnaroek bzw. Geleé Royale, einige Hinweise. Damit können die Zimmer-Küche-Kabinett-Low End-Recordings von Sporthalle aber nur äußerst grob umrissen werden. Am ehesten können sie als Meister plötzlich herausstechender und mitunter auch bedrohlich werdender Details beschrieben werden. Wer singt denn sonst noch (auch abseits von Dada-Witzigkeiten) so lakonisch-unterkühlt über Telefone, Kühlschränke, Fenster, Fernseher, Elektroherde und Kombizangen und meint es dabei existenziell ernst? Eben. Dennoch aktivieren Sporthalle Erinnerungen. Irgendwo und irgendwann muss zumindest im hintersten Hirnstüberl eines der Sporthallenwarte so etwas wie Rosachrom (Früh80er-Ösi-Lethargie-Synthie-Kultband) abgespeichert worden sein. Als elektronifizierte Eigenbau-Swell Maps ohne Psychedelic machen sich Sporthalle aber auch ganz gut. Wenn nicht sogar besser. Denn wenn Aspik im Plastiksackerl mal ranzig geworden ist, sind die Effekte sowieso ähnlich, wenn auch etwas klaustrophobischer.

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Text
Didi Neidhart

Veröffentlichung
03.05.2001

Schlagwörter


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